Die Rettung der Wale steht auf der Kippe
In den kommenden Tagen soll ein Kompromiss ausgehandelt werden.
Agadir/Madrid. Die Jahrestagung der Internationalen Walfang-Kommission (IWC) im marokkanischen Agadir, an der 88 Nationen teilnehmen, begann am Montag mit einem Korruptionsverdacht. Angeblich hat die Walfang-Nation Japan versucht, Stimmen von Kommissionsmitgliedern zu kaufen.
Seit 1986 wacht die IWC über ein ziemlich löchriges Walfangverbot. Doch das diesjährige Treffen ist für die beiden Fronten ein besonders wichtiger Kampfplatz: Nach jahrelangem Stillstand liegt ein Kompromiss des chilenischen IWC-Chefs Cristian Maquieira auf dem Tisch, der die Wogen glätten soll.
Das Papier ist umstritten und seine Verabschiedung alles andere als sicher. Im Kern geht es darum, statt des bisher von Japan, Norwegen und Island weitgehend ignorierten Walfangverbotes Fangquoten einzuführen, welche dann bis zum Jahr 2020 schrittweise reduziert werden. So sollen die drei Walfangnationen, welche bislang alle Schutzbemühungen boykottieren, wieder an den Verhandlungstisch geholt werden.
Doch den Walfängern ist dieser Kompromiss "zu restriktiv". Greenpeace spricht von "einem Skandal". Auch Deutschland und die gesamte EU wollen eine befürchtete Aufweichung des Walfangverbotes nicht mittragen, fordern eine "Nullquote für alle stark gefährdeten Walarten", ein Ende aller Ausnahmeregelungen bis 2020. Australien will gar Japan vor dem Internationalen Gerichtshof verklagen. Japan droht derweil mit seinem IWC-Austritt. Und Island wird seitens der EU ein Ultimatum gestellt: EU-Beitritt gibt es nur gegen den Verzicht auf Walfang. In den nächsten fünf Tagen wollen die Vertreter der Teilnehmerstaaten einen Kompromiss aushandeln.
Am Dienstag werden trotz des Walfang-Moratoriums von Japan, Norwegen und Island noch 1000 bis 2000 Wale pro Jahr erlegt, annähernd 35000 Meeressäuger wurden seit des Fangverbotes vor 24 Jahren harpuniert.