Diebesjagd per Internet-Pranger

Umstrittene „Fahndung“ nach einem Mann auf Facebook.

Wuppertal. „Achtung, Dieb!“ Mit Foto und Personenbeschreibung eines Mannes warnt der Wuppertaler Unternehmer Jörg Heynkes auf seiner Facebook-Seite vor einem mutmaßlichen Täter und hat damit eine erneute Debatte über Moral und Gesetz im Internet ausgelöst.

„Wir wollen uns vor einem Mann schützen, der uns schon drei Mal bestohlen hat“, sagt Heynkes. Deshalb habe er ein Foto aus der hauseigenen Überwachungskamera gepostet, das Freunde, Geschäftskollegen und Nachbarn in seinem Viertel zur Vorsicht mahnen soll.

Die Schwarz-Weiß-Aufnahme zeigt einen etwa 30 bis 40 Jahre alten Mann, den der Wuppertaler auf Facebook so beschreibt: „Dieser Typ, gut zu erkennen an seinem Glatzkopf und den abstehenden Ohren, hat nun zum wiederholten Male bei uns gestohlen. Er ist ein Junkie und bei der Polizei bestens bekannt.“

Selbstverständlich habe man Anzeige erstattet, sagt Heynkes, der sich nun dem Vorwurf ausgesetzt sieht, Hetze zu betreiben. „Das ist eine Gratwanderung, ganz klar“, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir hätten das Foto niemals veröffentlicht, wenn es sich bei diesem Mann nicht eindeutig um den Täter handeln würde. Hier geht es ganz praktisch um Selbsthilfe.“

Kritiker der Aktion sehen das anders. Sie sprechen von Verleumdung und übler Nachrede, warnen vor unkontrollierbaren Folgen und nennen Beispiele von Aufrufen zur Hetzjagd im Internet, wie es sie nach dem Mord an einem Mädchen in Emden gab.

Auf ähnliche Art wie Heynkes hatte auch ein Düsseldorfer Wirt im vergangenen Jahr einen Dieb per Facebook gejagt.

Laut Polizei begeht der Unternehmer eine Straftat nach Paragraf 33 Kunsturhebergesetz, weil er das Foto ohne Einwilligung des Abgebildeten veröffentlicht hat. „Der Mann könnte Anzeige erstatten“, ist dazu von der Polizei zu hören. Sie befürwortet das Vorgehen ausdrücklich nicht. Die Wuppertaler Polizei bestätigt allerdings Diebstähle am Arrenberg. Ein Sprecher dazu: „Ob es sich bei der auf Facebook abgebildeten Person um den Täter handelt, darf und will die Polizei nicht kommentieren.“