Dieter Bohlen: „Hast Du Autos, hast Du Frauen . . .“

Die einen halten ihn für geschmacklos, die anderen finden seine Sprüche witzig: Dieter Bohlen polarisiert. Am Freitag wird der Musiker 60 Jahre alt.

Hat gut lachen: Dieter Bohlen ist auch mit 60 noch gut im Geschäft. Foto: dpa

Foto: Daniel Reinhardt

Tötensen. Für den Privatsender RTL ist Dieter Bohlen der „Poptitan“ und das Urbild des Fernsehjurors. Kritiker hingegen nehmen seit Beginn der ersten Staffel von „Deutschland sucht den Superstar“ Anstoß an seinen demütigenden Sprüche wie „Du klingst, wie wenn ein Schaf an den Elektrozaun pinkelt“. Freitag wird der gekonnte Selbstvermarkter und Multimillionär aus Tötensen bei Hamburg 60 Jahre alt.

Der einstige Partylöwe gibt sich inzwischen geläutert: Statt die Nächte in Discos durchzufeiern, gehe er früh schlafen und sei viel mit der Familie zusammen. Im vergangenen Jahr ist Bohlen zum sechsten Mal Vater geworden. In seiner Villa auf dem Dorf im niedersächsischen Landkreis Harburg lebt er mit Freundin Carina (29) und den beiden gemeinsamen Kleinkindern zusammen.

Zum Geburtstag wünscht sich Bohlen nur Gesundheit — ganz im Sinne seiner Lieben, „dass ich noch möglichst lange viel, viel Geld für die ranschaffen kann, dass wenn ich mal endlich abkacke, es ihnen richtig gut geht“, wie aus der Internetseite hervorgeht.

Das Geld ist ein großes Thema für den in Ostfriesland aufgewachsenen Bauunternehmersohn und studierten Diplom-Kaufmann, der nicht vor Kraftausdrücken zurückschreckt. „Hast du Erfolg, hast du Geld, hast du Geld, hast du Autos, hast du Autos, hast du Frauen . . .“, erläutert er in seinem Buch „Der Bohlenweg“.

Viel Geld brachten auch seine ersten beiden Bücher ein, in denen er seine Lebensweisheiten verbreitete und Kollegen aus dem Showbusiness verspottete.

„Es gibt wohl in Deutschland keinen Prominenten, der öffentlichkeitsgeiler ist als Dieter“, schlug Bohlens früherer Modern-Talking-Kollege Thomas Anders in einem eigenen Buch 2011 zurück.

Das Duo landete Hits mit Schmuse-Titeln wie „You’re My Heart, You’re My Soul“. Die stimmlichen Qualitäten des großen Blonden mit der Föhnfrisur waren überschaubar. Er habe immer gesagt, dass er sich nicht als größter Sänger fühle, gab der „Poptitan“ später freimütig zu.

Kein Wunder also, dass Plattenfirmen zunächst alle Songs ablehnten, die der aufstrebende Musiker ungefragt eingesandt hatte. Doch dank seiner Hartnäckigkeit schaffte Bohlen den Einstieg ins Musikgeschäft, schrieb Hits für diverse Interpreten und sammelte Hunderte Goldene Schallplatten.

Der Medienwissenschaftler Bernd Gäbler, der sich mit den „hohlen Idolen“ der Casting-Shows beschäftigt, kritisiert Bohlen: „Wenn Pop gefragt ist, macht er Pop. Wenn Schlager gefragt ist, produziert er eben den.“ Der „Erschnüffler des Mainstreams“ habe im Umgang mit jugendlichen Kandidaten „autoritäre Gesten wieder hoffähig gemacht“. Für seinen früheren Jury-Kollegen Thomas M. Stein (64) gehört Bohlen dagegen zu den erfolgreichsten deutschen Produzenten. „Er hat mit vielen seiner Titel die musikalische Landschaft geprägt“, sagt der Musikmanager.

RTL-Unterhaltungschef Tom Sänger schwärmt gar: „Die Zuschauer schätzen seine Authentizität, seine Ehrlichkeit und seinen Witz. Seine Beliebtheit ist enorm.“