Drogeriemarkt-Erpresser kommt auf freien Fuß
Karlsruhe (dpa) - Der Erpresser der Drogeriekette dm und sogenannte Bombenleger von Dortmund kommt auf freien Fuß. Das Landgericht Karlsruhe verurteilte den Studenten am Freitag zu einer zweijährigen Bewährungsstrafe - unter anderem wegen Vortäuschens einer Straftat.
Der Haftbefehl wurde aufgehoben. Das Gericht ordnete aber an, dass sich der 26-Jährige in psychiatrische Behandlung begeben muss.
Der Student aus Krefeld hatte die Drogeriemarkt dm erpresst und gedroht, Kunden und Personal zu töten. Anfang vergangenen Jahres hatte er nicht funktionstüchtige Bomben-Attrappen in der Nähe des Dortmunder Fußballstadions deponiert.
Für das Gericht war ausschlaggebend, dass der junge Mann vorbehaltlos die Taten gestanden und in sein Seelenleben Einblick gegeben hatte. „Wir glauben, dass er keine Märchen erzählt“, so der Richter. Und: „Wir gehen davon aus, dass der Angeklagte solche Taten nicht mehr begehen wird und geläutert ist.“ Der 26-Jährige, der schon längere Zeit in Untersuchungshaft saß, verließ wortlos, aber sichtlich erleichtert mit seinen Eltern den Gerichtssaal.
Das Gericht folgte damit der Verteidigung, die auf eine Bewährungsstrafe plädiert und auf eine psychische Erkrankung des Angeklagten verwiesen hatte. Zwei von drei psychologischen Sachverständigen hatten ihm eine autistische Störung attestiert, das sogenannte Asperger-Syndrom. Der Staatsanwalt hatte hingegen eine Freiheitsstrafe von dreieinhalb Jahren wegen versuchter räuberischer Erpressung sowie Verstößen gegen das Waffen- und das Sprengstoffgesetz gefordert. Aus deren Sicht hatte der Beschuldigte aus Geldgier „kalt berechnend und Angst einflößend“ gehandelt.
Der 26-Jährige hatte Anfang 2010 mehrere Erpresser-E-Mails an dm geschrieben. Er drohte, Kunden und Mitarbeiter mit Giftgas und Sprengstoff umzubringen. Anfang vergangenen Jahres bot er dann dem Bundeskriminalamt Informationen über vermeintlich bevorstehende Bombenanschläge an. Zur Untermauerung stellte er mehrere selbst gebastelte, vermeintliche Bomben in der Nähe des Dortmunder Fußballstadions ab. Die Fahnder gingen zum Schein auf das Angebot ein - bei einem Treffen nahmen sie ihn fest.