Düsseldorf-Visite: Schröder - Selten so goldig gefühlt
Der frühere Kanzler holte bei Jörg Immendorff sein Portrait mit dem Heiligenschein ab.
Düsseldorf. Gestern übergab Jörg Immendorff seinem Freund Gerhard Schröder im Atelier an der Stephanienstraße das große Geschenk, sein Kanzler-Portrait. Der ehemalige Regierungschef hatte das Bildnis schon im Januar betrachten und loben können, nun wurde die Übergabe im kleinen Kreis gefeiert.
Zu den Festteilnehmern gehörten die Schauspielerin Veronica Ferres und ihr Mann Martin Krug, Kunstfreundin Gabriele Henkel, Malerfürst Markus Lüpertz und Air Berlin-Chef Achim Hunold. Schröder hatte auf dem Weg von den USA nach Hannover in Düsseldorf Zwischenstation gemacht. Im Schlepptau befand sich sein Ex-Sprecher Bela Anda.
Bei einer "Tea Time" in Immendorffs Atelier wurde das Bild gehörig bewundert. Schröder nannte sein Abbild in Gold "ungewöhnlich - aber ich find’ es schön". Die Interpretation überlasse er anderen, "aber ich bin mir selten so ehern und so goldig vorgekommen", sagte er mit Blick auf das ein Meter mal 1,30 Meter große Werk. Das Portrait, das ein Assistent nach Immendorffs Entwurf am Computer ausgeführt hatte, soll künftig als Dauerleihgabe des früheren Regierungschefs im Berliner Kanzleramt hängen.
Wie immer bei derlei Anlässen wollte Immendorff seine Kunst nicht erklären. Das Gemälde habe er aus Hochachtung gemalt, "weil Schröder der erste Kanzler der Republik war, der sich mit Künstlern beschäftigt hat".
Auf dem Bild erkannten die Besucher sogleich am Rand des gold-glänzenden Politiker-Konterfeis eine Horde rötlicher Affen, ein Symbol für den Maler selbst. Immer wieder hat sich Immendorff als Maleraffe ins Bild gesetzt und für humorige bis "äffische" Töne gesorgt.
In letzter Zeit häufen sich allerdings auch andere Motive, dazu gehört das gestürzte Bildnis des Affen, ein Zeichen für den kranken Mann aus Düsseldorf. Kippt der an einer Nervenkrankheit leidende Künstler hier nicht dem Ex-Kanzler auf das Hemd? Und steht nicht auch der deutsche Adler recht dunkel vor der Schröder-Büste?
Immendorff lächelte vom Rollstuhl aus über die Kommentare seiner Gäste hinweg. Wer da welchen gestürzten Helden verehrt, war nicht auszumachen. Der Maler umgibt sich gern mit Vertretern der High Society, aber er ist ihnen längst entwachsen. Seine Kunst geschieht mehr denn je unter dem Adler, dem Hoheitszeichen der Bundesrepublik. Nicht immer lobt er ihn.
Doch zu derlei Meditationen war gestern keine Zeit. Schröder ließ sich mit Immendorffs Ehefrau Oda Jaune zum neuen Düsseldorfer Edelrestaurant "Monkey’s West" kutschieren, wo Kunsthändler Helge Achenbach für die Gesellschaft eingedeckt hatte.
Rot: Diese Farbe darf nicht fehlen, wenn Ex-Kanzler Gerhard Schröder in einem Restaurant sitzt, das wechselnd illuminiert wird. Kunsthändler Helge Achenbach hatte im "Monkey’s West" für Schröder den Farbwechsel auf Stufe Rot angehalten. Für den Immendorff-Affen, die Liebe, den Rotwein - und die SPD, was der frühere Parteivorsitzende Schröder so kommentierte: "So weit es sie gibt."