Ein dralle Münchnerin für Eisbär Knut
Berlin/München (dpa) - Lässig schleudert Eisbär-Star Knut eine Art Riesen-Surfbrett aus seinem Wassergraben hoch in die Luft. Dann macht der Publikumsliebling einen Bauchklatscher und taucht mit einem dicken Holzstab prustend ins tiefgrün veralgte Wasser.
Noch spielt er am Mittwoch ganz allein. Doch schon bald kann der bekannteste Eisbär der Welt seine Kunststückchen seiner ersten Freundin vorführen.
Die dreijährige Gianna aus dem Münchner Tierpark Hellabrunn steht kurz vor dem Umzug in den Zoologischen Garten Berlin. Mit größter Spannung erwarten hier die Zoo-Biologen und Tierärzte, aber mehr noch die unzähligen Knut-Fans, wie der Bär der ersten Eisbärin begegnet, die er zu Gesicht und vor die Nase bekommt. Bisher hat er als andere Lebewesen nur die Zoo-Besucher wahrgenommen. Vor rund acht Millionen Menschen hat Knut bis heute „Männchen“ macht.
Das Bayern-Eisbärtrio für Berlin machen zusammen mit Gianna am Montag oder Dienstag nächster Woche Yoghi und Lisa komplett. Sie leben dann allerdings weitab von Knut im Tierpark Friedrichsfelde im Ostteil Berlins. Der Umzug von München in die Hauptstadt wird nötig, weil das Gehege in Hellabrunn vom 9. September an komplett umgebaut wird. Beide Zooleitungen gaben am Mittwoch keinerlei Auskünfte zu den genauen Terminen. Nach dpa-Information ist striktes Stillschweigen vereinbart.
Vom Zoo in Berlin hieß es lediglich, es werde „zu gegebener Zeit“ eine Pressemitteilung geben. Presse, Fotografen und Filmkameras sollen erst zugelassen werden, wenn die Aktion geglückt und vor allem friedlich über die Bühne gegangen ist. Die Experten in beiden Zoos fürchten, dass der Umzug nicht unbedingt der Beginn einer großen Freundschaft unter den unkalkulierbaren Bären werden könnte.
Knut und Gianna, das soll zum Ende des oft und viel kritisierten Junggesellenlebens der Berliner Zoo-Attraktion deshalb zunächst nur eine „Schnüffel-Liebe“ sein. Die beiden längst stattlich gewachsenen Raubtiere mit gut 250 Kilogramm Gewicht sollen sich langsam aneinander gewöhnen und eine Weile durch Gitter getrennt sein.
Bären-Erfahrung hat der gut zweieinhalbjährige Knut bisher nur dank der im Hinterhof seines Geheges lebenden Kragenbärin Mäuschen. Die mehr als 40 Jahre alte „Oma“, die dort seit vier Jahren mit einer kleinen Katze lebt, war allerdings kaum zum Spielen mit Knut bereit. Und als Knut-Ziehvater Thomas Dörflein, der im September 2008 starb, seinen berühmten Schützling einmal zu dessen Eisbärvater Lars führte, wollte dieser Knut sofort angreifen. Der Kleine flüchtete entsetzt.
Die bange Zoo-Frage, was er mit Gianna anfangen wird, wenn sie leibhaftig Knuts Leben womöglich auf den Kopf stellt, erscheint nach diesem Erlebnis durchaus berechtigt. Die Bärin ist eine recht dralle Münchnerin - sie hat einige Pfunde mehr auf den Hüften als der Berliner „Hausherr“.