Ein Leben mit HIV – als 15-Jähriger

David ist seit der Geburt infiziert.

Frankfurt. In der Pubertät hat man eh schon einen Berg von Problemen. Aber David (Name geändert) aus Gießen hat zudem HIV. Der 15-Jährige muss regelmäßig seine Tabletten nehmen. Er muss sich darüber Gedanken machen, wie er sein Geheimnis später mal einer möglichen Freundin erklärt. David, schon seit seiner Geburt HIV-infiziert, muss vor allem an eine Perspektive im Leben glauben.

Für Christoph Königs, einen führenden deutschen Experten für HIV bei Kindern, gehört David zu einer neuen, schwer zu betreuenden Gruppe von HIV-Patienten. Relativ neu ist diese Gruppe, weil die Kinder früher zumeist noch vor Erreichen des Erwachsenenalters gestorben sind, erklärt der Arzt der Uniklinik Frankfurt.

Und wieso hat es diese Gruppe besonders schwer? "Die normale sexuelle Entwicklung ist völlig gestört. Ich lebe mit einem Geheimnis, andere denken, ich bin potenziell gefährlich, und auch ich hab’ Angst, dass ich eine Gefahr bin. Und sobald ich sage, wer ich wirklich bin, bin ich ausgestoßen."

Die Infektion wird von nahezu allen Kindern und Jugendlichen sogar vor guten Freunden geheim gehalten. Wie bei David: "Ich hab’ Angst, dass alles anders wäre als vorher." Er selbst erfuhr von seiner Krankheit mit zwölf Jahren - weil sich der Stiefvater verplapperte. Laut Königs ist es typisch, dass Eltern ihre Kinder erst zu Beginn der Pubertät aufklären.

In Deutschland leben rund 70.000 HIV-Infizierte, wie Experten zum Welt-Aids-Tag am Mittwoch berichten. Nur wenige Hundert sind Kinder. Und in Deutschland werden es weniger, da heute mit einer Therapie Mutter-Kind-Übertragungen fast ausgeschlossen werden können. Diese kleine Gruppe falle, warnt Königs, "leichter durchs Raster. Wenn wir die verlieren, im Sinne von ,Ich hab’ keine Perspektive mehr’, nehmen sie ihre Tabletten nicht - und dann scheitert die Therapie."

David, mit vier mit der Mutter aus Kenia nach Deutschland gekommen, nimmt die Pillen vorbildlich. Er geht tapfer mit HIV um: "Es gehört zu meinem Leben. Es ist nicht so, dass ich zu Hause sitze und rumheule."