Ein neuer Look: Die Mode schwebt bei Dior
Paris (dpa) - Schon die Kulisse schwebte. Große Ballons mit spiegelnder Oberfläche hingen bei Dior am Freitag in Paris von oben herab, andere lagen leicht schaukelnd auf dem Boden des für die Modenschau errichteten Zeltes.
Die kunstvolle Balance des Ganzen übersetzte Dior-Designer Raf Simons beim Defilee seiner Prêt-à-Porter-Entwürfe für die Kollektion Herbst/Winter 2013/14 auf geniale Weise in Kleider.
Surrealismus und Pop Art zogen sich als Inspiration durch die Kollektion. Wie schon in der vergangenen Saison gelang es dem 1968 geborenen Belgier dabei, einen frischen und neuen Blick auf die Tradition des Hauses zu werfen, für das er seit fast einem Jahr arbeitet. Christian Dior (1905-1957) hatte enge Verbindungen zu den Surrealisten gepflegt und zu Beginn seiner Karriere sogar als Galerist deren Kunst verkauft.
Simons brachte das Surreale als Spiel mit dem vermeintlich Bekannten auf den Laufsteg. Das zarte Kleid in Diors berühmtem mädchenhaften „New Look“-Schnitt zeigte er als Entwurf aus schwarzem Leder, der sich hinten am Rock blütengleich öffnete. Das Cocktailkleid mit Bleistiftrock kam in dickem Strick daher. Und die ebenfalls für Dior typische schmale elegante Kostümjacke „Bar“ war aus Denim gefertigt.
Zudem diente das Ganze als Hommage an Andy Warhols (1928-1987) frühe Zeichnungen, etwa von Schuhen. Als zarte Stickerei fanden sie sich auf vielen Entwürfen wieder, sogar auf den neuen Dior-Handtaschen. Nichts wirkte dabei laut, übertrieben oder - schlimmer - rückwärtsgewandt, sondern erschien auf selbstverständliche Weise zeitgemäß.
„Die Warhol-Zeichnungen sind einfach schön für die Ewigkeit“, sagte der britische Hut-Designer Stephen Jones nach der Schau. Er habe die Kollektion wunderbar gefunden: „Wie bei einer gut gemachten Mahlzeit war von allem etwas dabei.“ Dior-Chef Sidney Toledano lobte Simons Finesse. „Er ist ein sehr subtiler Designer“, sagte er. Das Handwerk stehe dabei sogar noch mehr im Vordergrund als zuvor. Auch stimme das Gleichgewicht zwischen Kleidern, Taschen, und Schuhen. Ein nicht unwichtiger Punkt für ein Modehaus, das auch stark vom Verkauf der Accessoires lebt.
Das Surreale schien auch bei der am selben Abend gezeigten Kollektion von Maison Martin Margiela als Inspirationsquelle gedient zu haben. Einige Entwürfe wirkten wie Collagen und fügten verschiedene Stoffe in Bahnen zusammen. Flanellanzüge mit Kreidestreifen, weite Marlene-Hosen und Hemden mit überlangen Manschetten schienen der Herrenmode entlehnt und waren leicht zu groß geschneidert. Die auf einige Modelle verstreuten Batikdrucke sorgten ebenfalls für leichtes Augenreiben. Diese Kollektion erschloss sich nicht auf den ersten Blick und erschien - um bei Jones' Vokabular zu bleiben - eher als Vorspeise denn als Hauptgang.
Heiter, jung und eher bodenständig traten die Entwürfe bei Issey Miyake auf den Laufsteg, enthielten dabei dennoch ein „fliegendes“ Element. Die schottischen Karos auf weichen, gerundeten Mänteln, knielangen Hosen oder schmalen Kleider sollten in ihrer Farbgebung an aus der Luft gesehene Landschaften erinnern. Was auch gelang: Selbst kräftige Töne wie Tiefblau, Senfgelb oder Grasgrün fügten sich beinahe organisch wie in einem Naturschauspiel zusammen.