Eine Beutelratte macht Karriere

Nach Eisbär Knut und Tintenfisch Paul startet ein Opossum aus dem Leipziger Zoo durch: Heidi schielt und hat Übergewicht — ihr Erfolgsgeheimnis.

Leipzig. Auch Beutelratten haben das Zeug zum Star. Heidi, das schielende Opossum aus dem Leipziger Zoo, hat alles was man als Berühmtheit braucht: riesiges Presseecho, ein Lied auf YouTube und eine Facebook-Seite mit mehr als 100 000 Fans — das sind mehr als bei Bundeskanzlerin Angela Merkel, der im Netzwerk 65 000 Menschen anhängen.

Dabei kam die Heidi-Manie für den Zoo überraschend, wie dessen Chef Jörg Junhold versichert. „Wir haben diesen Hype nicht gemacht. Das ist eine Geschichte, die zwischen den Medien und im Internet abläuft.“

Begonnen hat alles im Dezember mit einer Reportage über die Tiere, die vom Sommer an die neue Riesen-Tropenhalle des Zoos bevölkern sollen. Auch Silberblick-Heidi wuselte durchs Bild, und ein Star war geboren. Zu sehen ist das Opossum momentan noch nicht. Es hockt in „rückwärtiger Tierhaltung“ in Quarantäne. Erst im Sommer darf es die Besucher schief angucken.

Ähnlich wie beim tierischen Superstar, Eisbär Knut, hat auch die schielende Heidi eine traurige Hintergrundgeschichte. Die Zweijährige, die in einer Wildtierstation in den USA von Hand aufgezogen wurde, ist viel zu dick. Fetteinlagerungen drücken auf ihre Augen und lassen das Opossum schielen. Die Tierärzte haben Heidi deswegen eine strenge Diät verordnet. Ob die Hungerkur der Beutelratte so erfolgreich sein wird, dass Heidi am Ende ihr „Markenzeichen“ einbüßt, sei nicht absehbar, sagt Junhold.

So lange Heidi noch schielt, erhält sie jedenfalls Zuspruch von höchster Stelle. Sachsens Regierung hat sie auf ihrer elektronischen Glückwunschkarte für das Jahr 2011 platziert. Unter dem Slogan „Prosit Neujahr“ schielt Heidi an der Kamera des Fotografen vorbei. „Wir freuen uns, dass wir damit auch zu einem höheren Bekanntheitsgrad des Leipziger Zoos beigetragen haben“, sagt ein Sprecher der sächsischen Regierungszentrale.

Zoo-Chef Junhold zählt Beutelratten nicht unbedingt zu seinen Lieblingstieren. Er wolle sachlich informieren, sagt er. So listet der Zoo im Internet Fakten über das schielende Opossum auf, auch auf Englisch. Auch die britische BBC hat schon berichtet.