Eisbären-Drama in Nürnberg: Mutter frisst ihre zwei Jungen

Der Tiergarten lässt die Mütter mit dem Nachwuchs allein. Diese Praxis brachte dem Tiergarten bereits heftige Kritik von Tierschützern ein.

Nürnberg. Diese Eisbärengeschichte hat kein glückliches Ende gefunden. Zwei der vermutlich vier Eisbärenbabys im Nürnberger Tiergarten sind tot. Der Nachwuchs von Weibchen Vilma sei im Innenstall des Geheges nicht mehr auffindbar gewesen, so der Tiergarten am Montag.

Gegen 11 Uhr am Vormittag hatten die Tierpfleger bemerkt, dass Vilma unruhig an den Wänden der Box gekratzt habe, in der sie ihren Nachwuchs am 30. November zur Welt gebracht hatte. "Da ist ein Tierpfleger in die Box gegangen und hat festgestellt, dass die Jungtiere nicht mehr da waren", sagte Zoodirektor Dag Encke. Der Zoo vermutet nun, dass Vilma ihren Nachwuchs aufgefressen hat. "Eisbären tun so etwas, wenn ihre Babys nicht gesund sind", so Encke.

Vilma ist nicht das einzige Eisbärenweibchen im Tiergarten, das für Nachwuchs sorgte. Am 11.Dezember brachte Bärin Vera ebenfalls Junge zur Welt. Wie viele kleine Eisbären sie geboren hat, ist noch unklar.

Diese Kritik weist der Tiergarten zurück. "Wir gehen davon aus, dass Vilma ihre Kinder bis zuletzt ordentlich versorgt hat. Ansonsten hätten sich die Jungen durch Laute bemerkbar gemacht", sagt Encke.

Konzept: Der Tiergarten Nürnberg setzt seit den 60er Jahren auf das Konzept der Naturaufzucht. Demnach sollen die Zootiere ihren Nachwuchs so aufziehen wie in freier Wildbahn. Hilfen von Pflegern oder eine Flaschenaufzucht gibt es nur, wenn die Mutter verstirbtl. Bei Eisbären dauert es etwa sechs bis acht Wochen, bis die Mütter mit ihrem Nachwuchs die Geburtshöhle verlassen.

Flaschenbaby: Das wohl bekannteste Gegenbeispiel zur Naturaufzucht ist Eisbär Knut. Er kam Anfang Dezember 2006 im Berliner Zoo zur Welt, wurde von seiner Mutter verstoßen und mit der Flasche aufgezogen.