Michael Neumayer: Der Adler bleibt bodenständig
Skispringen: Michael Neumayer hat auf der Schanze eine eigenwillige Technik und auch sonst einen eigenen Kopf.
<strong>Berchtesgaden. Seit 15 Jahren ist Michael Neumayer Skispringer, aber so einen Trubel hat er noch nicht erlebt. Allerdings ist er auch noch nie Dritter der Vierschanzentournee geworden, hatte auch bei keiner anderen Veranstaltung auf dem Podest gestanden: "Für mich ist es komplett neu, dass es auf einmal ein Interesse an meiner Person gibt. Es ist manchmal ein bisschen nervend. Aber durch diese Medienpräsenz können wir in dem Sport auch schönes Geld verdienen, mit Sponsoren zum Beispiel. Normalerweise muss man ja sehen, dass man über die Runden kommt", sagte er der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung".
Nur noch zwei Prüfungen, dann ist Neumayer Betriebswirt
Mit Geld kennt sich der knapp 29-Jährige aus. Schließlich hat er in der Kanzlei seines Vaters eine Lehre zum Steuerfachgehilfen absolviert und studiert nun Betriebswirtschaft an der Fachhochschule Kempten. Vor dem Abschluss muss er im kommenden Sommer nur noch zwei der 18 Prüfungen hinter sich bringen, eine davon in Wirtschaftsmathematik: "Da bin ich leider schon zwei Mal durchgefallen."
Geholfen hat ihm zuletzt auch, dass der Internationale Skiverband einen Body Mass Index für die Springer festgelegt hat, der die beängstigend mageren Überflieger vom Himmel holte und den Athleten zugute kam. Neumayer isst gern deftig. Meist liegt er zwei, drei Kilo über dem zulässigen Mindestgewicht - weshalb er in Springerkreisen auch Sumo-Ringer genannt wird.
Mit seinem Druck beim Absprung machte er immer schon weite Sätze. So gingen bei den Olympischen Spielen in Turin nur zwei Sprünge der gesamten Konkurrenz weiter als seine. Doch Neumayer wurde wegen schlechter Haltungsnoten nur Achter, weil er keine Telemark-Landung zeigte. Mittlerweile landet er eleganter.
TV-Quote: Der unerwartete Höhenflug von Michael Neumayer hat sich umgehend auf die TV-Quoten ausgewirkt. Am Samstag sahen 6,17 Millionen Zuschauer im Schnitt das dritte Springen in der ARD, 7,17 Millionen waren zum Finale im ZDF dabei. Das sind deutlich mehr Zuschauer als in den vergangenen Jahren bei RTL.