England: Ausgangssperre für Jugendliche
Eine Kleinstadt hat genug von randalierenden Jugendlichen: Unter 16-Jährige dürfen in den Ferien nachts nicht raus.
London. "Operation Goodnight" beginnt am 25.Juli: Wenn in England die Sommerferien starten, greifen die Stadtoberen von Redruth in Cornwall gegen Jugendliche durch. Die Polizei belegt Teenager unter 16 Jahren für die gesamte Zeit mit einer nächtlichen Ausgangssperre.
Ab 21Uhr dürfen sie nicht mehr ohne Begleitung Erwachsener unterwegs sein, Kinder unter zehn Jahren müssen sogar schon um 20 Uhr zu Hause sein. Mit Kameras ausgestattete Streifenpolizisten laufen die Nacht hindurch Patrouille.
Das rund 13000 Einwohner zählende Redruth hatte im vergangenen Jahr genug von kleinen Grüppchen Jugendlicher, die abends an Bushaltestellen oder Parkbänken rumhingen, betrunken Zoff mit Passanten suchten und durch die Nacht grölten.
Im Dezember setzte der Ort wie viele andere Städte im Königreich eine Regelung um, nach der jede Gruppe mit mehr als zwei Personen aufgelöst werden kann, sofern der Verdacht besteht, sie könnten andere belästigen.
"Als das Programm zu Ende ging, sind wir von vielen Menschen in Redruth gebeten worden, weiterzumachen", erklärt Streifenpolizist Marc Griffin. Er entwickelte schließlich den auf der Insel bisher einzigartigen Plan mit der Ausgangssperre.
Redruth hat die höchste Kriminalitätsrate in Cornwall, auch wenn sie noch weit unter dem Landesdurchschnitt liegt. "Wir sagen nicht, dass unser Ort schlimmer ist als andere in Großbritannien - so ist es nämlich nicht", erklärt Griffin. Die Menschen seien allerdings der Meinung, dass Eltern mehr Verantwortung für ihre Kinder übernehmen müssten.
"Offensichtlich können wir keine Familien zwingen, ihre Kinder zu Hause einzusperren", sagt Griffin, "doch die Jugendlichen, die wir nach der Ausgangssperre allein draußen antreffen, werden wir anhalten, befragen und im Zweifel gerne zu Mama und Papa eskortieren."
Auch wer nur nach der Bandprobe auf dem Rückweg sei, werde in die Mangel genommen. Bei Wiederholungsfällen und unkooperativen Eltern will die Polizei das Jugendamt und andere Behörden einschalten.
Die Furcht vor randalierenden Teenie-Horden wächst im gesamten Königreich. Dramatischer Höhepunkt war der Tod von Garry Newlove im Januar. Der Familienvater hatte es in einem ruhigen Vorort von Warrington im Nordwesten Englands mit einer Gruppe Minderjähriger aufgenommen, die nachts den Wagen seiner Ehefrau zertrümmerten.
Als Newlove vor die Tür rannte, traten und schlugen die Jugendlichen so lange auf ihn ein, bis er sich nicht mehr bewegte.
"Wir wollen die jungen Leute ja nicht einengen", sagt Griffin, "sondern sicherstellen, dass sie ihre Sommerferien nicht auf Kosten anderer genießen."
Er betont, dass der abendliche Stubenarrest auch die Kinder schütze: "Das Risiko für sie, Opfer oder Täter zu werden, steigt deutlich, wenn sie nach Einbruch der Dunkelheit nicht beaufsichtigt werden."
Seit die Polizei "Operation Goodnight" in über 700 Elternbriefen angekündigt hat, wird auf der Insel heiß diskutiert. Nicht alle sind von den Plänen der Polizei überzeugt.
Der Bürgerrechtler Alex Gask kritisiert: "Die Beamten sollten einschreiten, wenn es ein echtes Problem gibt, und nicht junge Leute herausfordern, bloß weil sie das Haus verlassen."