Rekord Comedy: Mario wird der Superheld
Mario Barth reißt am Freitag im Olympiastadion Witze vor 70000 Zuschauern. Die wissen, was sie erwartet.
Berlin. Die Comedy-Welt von Mario Barth ist übersichtlich. Männer denken ans Saufen und an schnelle Autos, Frauen toben sich beim Schminken und Shopping aus. Mit Witzen vom ewigen Unverständnis zwischen den Geschlechtern begeistert der 35-Jährige seine Fans, die ihn etwa aus der Sat.1-Show "Genial daneben" kennen.
Mögen Kritiker und Kulturschaffende wie Filmregisseur Dieter Wedel ihm auch "unterstes Stammtischniveau" vorwerfen - Mario Barth ist Deutschlands kommerziell erfolgreichster Comedian. Millionen hängen an seinen Lippen. Auf dieser erstaunlichen Erfolgswelle strebt der Berliner am Freitag auch noch den Eintrag in das Guinness Buch der Rekorde an.
70000 Zuschauer werden zur Barth-Show im Olympiastadion erwartet. Die Arena ist seit Monaten ausverkauft. So wird Barth wohl tatsächlich der "Live-Comedian vor den meisten Zuschauern". Noch hält der Amerikaner Chris Rock den Rekord: Ihn sahen 15900 Zuschauer in London.
Mit dem Auftritt endet Barths zweijährige Tour "Männer sind primitiv, aber glücklich", die 1,6Millionen Zuschauer gesehen haben. Zum Finale hat er das Juhnke-Lied "Mensch Berlin" mit dem Pianisten Paul Kuhn aufgenommen. Der sagt, er habe vorher gar nicht gewusst, wer Barth ist.
Der Comedian kann auf eine solide Berliner Biographie zurückblicken. Er wurde 1972 im Stadtteil Mariendorf geboren, wuchs in Kreuzberg und Neukölln auf, besuchte eine katholische Privatschule und machte eine Elektrikerlehre bei Siemens.
Später arbeitete Barth als Radiomoderator und Animateur auf der Urlaubsinsel Fuerteventura. Schon dort dürfte er gelernt haben, dass er mit Gags über Leute wie "du und ich" leichtes Spiel hat und dass es die Wirkung verstärkt, wenn der Comedian lauthals mitlacht.
Er widmet sich mit Vorlieben peinlichen Klischees: Frauen können nicht einparken, sind handwerklich ungeschickt und gehen immer zu zweit aufs Klo. Männer furzen, starren Frauen auf die Oberweite und wollen nicht schick Essen gehen, sondern "fressen".
Sein Wortschatz auf der Bühne ist rührend infantil: Weibliche Brüste nennt er Hupen, bei Männern spricht er vom Pipimann oder Zauberschwert. Er macht 20 Sekunden lang Pupsgeräusche ins Mikrofon - und die Halle tobt vor Lachen.
Der Bühnen-Macho selbst ist seit zehn Jahren fest liiert. Seine Freundin hält er allerdings sorgfältig aus den Medien heraus. Ansonsten erzählt er gerne, dass er zu Hause genauso sei wie auf der Bühne.
Und damit keiner auf die Idee kommt, nach dem Auftritt am Samstag sei er endgültig ein reicher Mann: Unterm Strich liege er bei Null, sagt Barth. Denn die 1,8 Millionen Euro Ticket-Umsatz gingen wieder für die Stadionmiete, Personal und Bühnentechnik drauf.
Aber es ist sicher nicht die schiere Not, die den Comedian direkt nach der Megashow vor die Kamera treibt. In Berlin dreht er seinen ersten Film, der Anfang 2009 ins Kino kommen soll. In "Männersache" geht es um den Berliner Paul, der tagsüber im Zoo und abends an einer Karriere als Komiker arbeitet.
Der Durchbruch gelingt ihm, als er den alltäglichen Beziehungs-Hickhack zwischen Männern und Frauen auf die Schippe nimmt. Klingt so, als bliebe Mario Barth seiner kleinen, überschaubaren Welt sehr treu.