Ernährung: Scharfes für Kerle, Schoko fürs Kätzchen
Frauen essen anders. Männer auch. Die unterschiedlichen Nahrungsvorlieben der Geschlechter haben vor allem soziale Gründe.
<strong>Düsseldorf. Schon ein Blick in der Öffentlichkeit zeigt: Frauen nippen an Wasser- und Weingläsern, während sich Männer beim Bier mehr als einen Schluck gönnen. In vegetarischen Restaurants hört man überwiegend weibliche Stimmen, während in Steakhäusern der Bariton dominiert. Dafür haben Frauen in punkto Schokolade die Zunge vorn, in den USA soll ihnen Süßes sogar wichtiger sein als Sex. Männer betätigen sich hingegen als Fast-Food-Esser im eigentlichen Sinn des Wortes, denn sie schaffen es, ein 800-Kalorien-Mahl in weniger als zehn Minuten zu verdrücken. Wissenschaftler bestätigen die geschlechtlichen Unterschiede im Ernährungsverhalten. So belegen Erhebungen des Statistischen Bundesamts, dass Männer mit ihrem hohen Fleisch- (70Gramm pro Tag) und geringen Gemüseverzehr (80Gramm/Tag) alles tun, um ihre Cholesterin- und Harnsäurewerte nach oben zu treiben. Während Frauen mit 100Gramm Gemüse pro Tag sowie reichlich Gewürzen und Kräutern eher für positive Vitaminbilanzen sorgen. Auch beim Getränkekonsum sammeln sie mehr Pluspunkte. Denn Männer trinken doppelt so viel Alkohol, während Frauen zu den Hauptkunden von Grün- und Rotbuschtee gehören. Andererseits findet man fanatische Rohköstler überwiegend bei jungen Männern. Mit anderen Worten: Fleischverzicht ist weiblich, doch sich an rohen Sellerieknollen die Zähne auszubeißen, das ist männlich. Das passt zum traditionellen Image vom harten Mann, der sich in allerlei Kämpfen bewähren muss.
Demgegenüber bescheinigt Prof. Reinhold Bergler vom Nürnberger Institut für Genussforschung den Frauen eine "umfassendere Genussfähigkeit". Sie gehen auch mit Würze vorsichtiger und differenzierter um - und verwandeln ihre Suppen per Salzstreuer nur selten in Laugen. Außerdem nehmen sie sich mehr Zeit. Nicht nur bei der Nahrungsaufnahme selbst, sondern auch beim Zubereiten.
Frauen haben auch weniger Probleme damit, im Restaurant mal längere Zeit warten zu müssen, bevor das Essen an den Tisch kommt. Männer werden hier spätestens nach 20 Minuten unruhig - denn wer zahlt, der will auch, dass die Köche und Kellner im Dreieck springen.
Dafür halten Männer sich bei Diäten zurück, denn die sind eindeutig Frauensache. Mehr als die Hälfte der Frauen kontrollieren mindestens einmal pro Woche ihr Gewicht, jede fünfte hat schon mehr als drei Diäten hinter sich, belegt eine Studie.
Männer können da nicht mithalten - obwohl sie weitaus häufiger mit einem Übergewicht ausgestattet sind, das ihre Gesundheit bedroht. Ein deutlicher Hinweis, dass Diäten nicht aus gesundheitlichen, sondern aus gesellschaftlichen Motiven heraus begonnen werden.
Wie überhaupt die unterschiedlichen Nahrungsvorlieben der Geschlechter vor allem soziale Gründe haben. Biologisch spricht nämlich nichts dafür, dass Männer mehr Fleisch essen. Sie haben zwar mehr Muskeln, doch deren Eiweißbedarf würde sich auch fleischlos decken lassen, vor allem in einer Zeit, wo Männer nicht mehr mit dem Speer auf Jagd gehen, sondern überwiegend im Büro sitzen.
Auch die weibliche Vorliebe für Süßes ist nicht angeboren. In Versuchen mit Schulkindern vertilgten die Jungen sogar noch Speisen mit einem extremen Süßgeschmack, der von den Mädchen bereits als unangenehm empfunden wurde: Das weibliche Geschlecht wird also erst später auf Schoko und Kuchen geeicht.