Erneut Bio-Futter mit Pflanzenschutzmitteln belastet

Schwerin/Hannover (dpa) - Erneut ist in Deutschland verunreinigtes Bio-Futter in Futtertrögen gelandet. Betroffene Höfe dürfen Eier, Fleisch und Milch deshalb vorübergehend nicht als Ökoware verkaufen.

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Ein zuständiger Minister beruhigt die Verbraucher.

Wegen Pflanzenschutzmitteln im Futter ihrer Tiere dürfen 22 Agrarbetriebe aus Mecklenburg-Vorpommern ihre Erzeugnisse vorläufig nicht mehr mit Bio-Siegel verkaufen. Das kontaminierte, aber als „Bio“ deklarierte Futter eines niederländischen Händlers sei im Oktober über den Hafen Brake (Niedersachsen) unter anderem an einen großen Mischbetrieb im Nordosten geliefert worden, sagte Landwirtschaftsminister Till Backhaus (SPD) am Montag in Schwerin. An Heiligabend hätten die Landesbehörden von den Tests erfahren.

Zu den jetzt gesperrten Höfen im Nordosten gehörten Legehennen-, Milchvieh-, Kälber-, Sauen- und Mastschweinbetriebe sowie eine Schäferei. In anderen Bundesländern seien weitere 30 Betriebe mit dem belasteten Futter beliefert worden, sagte Backhaus. In Niedersachsen wurden zwei Betriebe für den Bio-Markt gesperrt. Die beiden Legehennen-Höfe im Weser-Ems-Gebiet dürften zunächst keine Öko-Eier ausliefern und müssten ihre Abnehmer informieren, die gelieferte Ware nicht als Bio-Produkt zu vermarkten, teilte das niedersächsische Landwirtschaftsministerium mit.

Die niedersächsischen Behörden halten derzeit in Brake noch rund 900 Tonnen Futter fest, knapp 2000 Tonnen belastetes Bio-Futter wurden allerdings schon verteilt und auch größtenteils verfüttert.

Über 550 Tonnen gingen laut Backhaus an ein Mischfutterwerk in Mecklenburg-Vorpommern, das wiederum an Landwirte auch in Niedersachsen, Brandenburg, Sachsen-Anhalt und Polen lieferte. Nach Schleswig-Holstein ist nach bisherigen Erkenntnissen des Kieler Landwirtschaftsministeriums kein mit Pflanzenschutzmitteln belastetes Öko-Futtermittel gelangt.

Erst Mitte Dezember hatten die Behörden die Auslieferung von Bio-Eiern aus Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen wegen pestizidbelasteter Futtermittel aus der Ukraine gestoppt. Seit Januar dürften die ersten dieser Betriebe wieder Eier auf dem Öko-Markt verkaufen, betonte Backhaus. Die im Dezember gesperrten Höfe seien diesmal nicht betroffen.

Zu keinem Zeitpunkt die Gesundheit der Verbraucher gefährdet gewesen, sagte Backhaus. In den Endprodukten selbst seien keine Rückstände nachgewiesen worden. Allein für die Milch stehe das Laborergebnis noch aus. Aufgrund der Belastung des Futters für die Tiere dürften die Erzeugnisse indes nicht mehr als „Bio“ vermarktet werden.

„Der ökologische Landbau erleidet damit einen erneuten Rückschlag im Kampf um das Vertrauen der Verbraucher“, sagte Backhaus. Es gebe derzeit eine regelrechte „Entzauberung“ des Bio-Marktes. „Die heile Welt im ökologischen Landbau findet lange nicht mehr statt.“