Wenn man Pepsi-Carola oder Winnetou heißt

Hamburg (dpa). Sie fallen auf. Nicht durch ihr Äußeres oder ihre Kleidung. Doch wenn sie sich vorstellen, gibt es immer ungläubige Blicke.

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Pepsi-Carola Krohn ist es schon gewohnt: Heute mit 55 Jahren kann sie darüber lachen, wenn andere sich wegen ihres Namens nicht mehr einkriegen können. Schon bei ihrer Namensgebung kam die Hamburgerin bundesweit in die Schlagzeilen.

Im Jahr 1959 zahlte der Konzern Pepsi 10.000 Mark an ein Hamburger Ehepaar, damit es seine Tochter nach der Marke benannte. Ein Konzernleiter wurde sogar ihr Patenonkel, bis zu ihrer Hochzeit bekam Pepsi-Carola jedes Jahr Weihnachts- und Geburtstagsgeschenke von der Firma - ein Fahrrad, eine Puppe und immer eine Kiste Cola. Der Name war für das Mädchen immer normal, selbst hat sie sich nie gewundert, warum sich andere Menschen über ihren Namen wundern.

„Ich fühle mich sehr wohl als Pepsi-Carola, das ist ja auch was Besonderes“, sagt Krohn. Kinder nennen sie manchmal Fanta oder Sprite, darüber kann Pepsi nur lachen. Ihre Freunde nennen sie Pepsi. „Meine Eltern haben mir nichts angetan“, sagt die Hamburgerin, auch wenn sie ab und zu noch merkwürdige Blicke auf Ämtern und Behörden erntet. „So bleibe ich zumindest im Gedächtnis.“ Ob sich die Investition gelohnt hat, ist jedoch fraglich: Cola hat Pepsi-Carola Krohn nie im Kühlschrank, sie trinkt lieber Tee.

Mit Indianerwitzen und Kriegsbemalung hatte Winnetou Kampmann zu kämpfen. „Mich verwechselt eigentlich niemand mit Pierre Brice“, sagt der Kieferorthopäde aus Berlin. Seinen Vornamen hat er von seinem Vater geerbt und ihn auch selbst an seinen Sohn weitergegeben. „Winnetou ist ein außergewöhnlicher, aber auch stolzer Name, den ich wirklich gerne trage.“

Der Sohn wurde allerdings in der Schule wegen seines Namens gehänselt. „Auf die ständigen Indianerwitze und die Erklärungen, warum ich denn so heiße, hatte ich keine Lust mehr“, sagt Winnetous Sohn, der heute Willi Kampmann heißt. Die positiven Erfahrungen seines Vaters konnte Willi nicht teilen, mit 22 Jahren entschloss sich der Student zu einer Namensänderung. Aus Winnetou wurde Willi, sein Zweitname zum Rufnamen. „Ein bisschen traurig war ich schon. Aber offensichtlich war es nicht der richtige Name für ihn“, sagt Winnetou senior.

Ungewöhnliche Vornamen werden in Deutschland immer häufiger - die Palette reicht von Neubildungen über mythologische Namen bis zu Schauspielern und Sängern aus den USA. Dennoch ist es kein neuer Trend, sagt Gabriele Rodríguez vom Namenkundlichen Zentrum der Universität Leipzig. Die Namensforscherin schreibt Gutachten für deutsche Standesämter, ob ein gewünschter Name in Deutschland erlaubt ist oder nicht. Immer öfter müssen das Gerichte entscheiden, weil die Eltern auf ihrer außergewöhnlichen Namenswahl bestehen - sei sie auch noch so skurril. Heute sind etwa Emily-Extra, Shakira, Schneewittchen und November in Deutschland erlaubt.

Vor dreißig Jahren beschäftigte ein Junge aus Rheinland-Pfalz etwa die Justiz ein ganzes Jahr lang, als aus einem Stammtischwitz ernst werden sollte. 1983 wollten Marion und Manfred Heßler ihren Sohn Philipp Pumuckl nennen, ein ganz normaler Name, wie beide meinten. Der Standesbeamte weigerte sich partout, doch genauso stur zog das Ehepaar bis vor das Bundesverfassungsgericht. „Wenn sich mein Vater was in den Kopf gesetzt hat, dann hält er das auch durch“, sagt der 31-jährige Pumuckl heute.

Probleme mit seinem Namen hatte der Restaurantfachmann auch in seiner Kindheit nie. „Jeder wollte mit Pumuckl spielen, war ja klar“, erklärt Pumuckl stolz. Als Teenager färbte er sich gar seine Haare knallrot, um dem Namensvorbild auch optisch zu ähneln, heute ist sein skurriler Name sein Kapital. „Gerne kommen auch Kunden extra wegen meines Namens in unser Restaurant, dadurch bin ich nicht nur in der Region sehr bekannt“, sagt Pumuckl. „Vielleicht nenne ich auch mal meinen Sohn so, ist ja eine schöne Tradition: Pumuckl junior.“

Während es Pepsi-Carola nur ein einziges Mal in Deutschland gibt, boomte der Name Winnetou nach Angaben des Namensinstituts der Universität Leipzig in den 1980er-Jahren. Neben Philipp Pumuckl Heßler ist in Deutschland nur ein Namensvetter nach dem auffälligen Klabautermann benannt.