Evangelische Kirche im Rheinland: Weltliche Mieter ziehen ins Gotteshaus
Evangelische Kirche im Rheinland gibt jedes Jahr rund zehn Kirchen und Gemeindezentren auf.
Düsseldorf. Rückläufige Mitgliederzahlen, sinkende Finanzkraft, dazu ein in die Jahre gekommener Gebäudebestand: In der Evangelischen Kirche im Rheinland werden jedes Jahr rund zehn Kirchen und Gemeindehäuser aufgegeben.
Was früher einmal für eine Landeskirche mit vier Millionen Mitgliedern passen musste, sei für eine Kirche, die derzeit knapp 2,8 Millionen Mitglieder zähle und für das Jahr 2030 noch mit zwei Millionen rechne, definitiv zu groß, sagte Landeskirchenrätin Gudrun Gotthardt in Düsseldorf.
Kirchen werden umgebaut zu städtischen Treffpunkten mit Jugendclubs, zu Ausstellungsräumen, Cafés, Wohnungen. Üppige Bauten werden durch kleine Gemeindehäuser ersetzt.
„Quer durch die Rheinische Kirche machen sich Gemeinden daran, kreativ auf die veränderten Anforderungen zu reagieren“, stellt die Baudezernentin im Landeskirchenamt fest. Fünf beispielhafte Projekte wurden am Dienstagabend mit dem neuen kirchlichen Architekturpreis ausgezeichnet, darunter der Neubau eines Gemeindezentrums in Düsseldorf-Gerresheim.
Ein mit 3000 Euro dotierter Sonderpreis der Wilhelm-Schrader-Stiftung ging an die Friedenskirche Ratingen für den Neubau eines Glockenturms. Eine Ausstellung von mehr als 40 für den Architekturpreis eingereichten Entwürfen ist bis 28. Januar im Düsseldorfer Landeskirchenamt (Hans-Böckler-Straße 7) zu sehen.
Die Hälfte der Gotteshäuser auf rheinischem Kirchengebiet ist denkmalgeschützt. „Für eine multifunktionale Nutzung sind sie wenig geeignet, ihr Unterhalt ist teuer, eine energetische Sanierung meist unmöglich“, benennt Gotthardt drängende Probleme. „Viele Gemeinden tragen schwer an der historischen Last.“ Die Denkmalförderung der Bundesländer decke den Finanzbedarf zum Erhalt der Gebäude nicht.
Zudem wird befürchtet, dass künftig auch Kirchen aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg, etwa aus den 60er und 70er Jahren, unter Denkmalschutz gestellt werden. Die Landesmittel für den Erhalt der Kirchenbauten würden weiter gekürzt. „Der Erhalt kirchlicher Denkmäler muss gemeinsame Aufgabe von Kirche und Staat bleiben“, appellierte Gotthardt.