Gabriela Maria Schmeide: Gelassenheit hat sie gut trainiert
Porträt: Die Schauspielerin Gabriela Maria Schmeide über Glücksfälle, Lampenfieber und ihr behindertes Kind.
Bremen. Sie ist blond, doch gar nicht brav. Sie wirkt robust und ist doch sehr verletzlich. Sie kann Trauer in allen Nuancen spielen und strahlt zugleich unerschütterlichen Optimismus aus, Lebensmut und Lebensfreude. Nein, eine Asketin sei sie sicher nicht, lacht Gabriela Maria Schmeide (43). Aber als vor acht Jahren der Regisseur Andreas Dresen anrief und der Theaterschauspielerin die Titelrolle in seinem Fernsehfilm "Die Polizistin" anbot, war sie arg verblüfft: "Bin ich dafür nicht schon zu alt?"
Offensichtlich nicht. Die Auszeichnungen bis hin zum Grimme-Preis häufen, die Rollen in großen Produktionen drängen sich. "Darin habe ich eben sehr viel Glück gehabt", meint sie bescheiden. Und ist im Rückblick eher froh, beim Start in die Fernsehkarriere nicht mehr ganz jung gewesen zu sein: "Die Zeiten, da ich noch das neckische Schneewittchen hätte spielen können, lagen ja schon hinter mir."
Auch ihre Rolle heute in dem ARD-Film "Patchwork" ist nicht von der süßen Art: Eine reifere Frau probiert noch einmal das große Glück. Nach einem glutäugigen Gitarrenspieler versucht sie es mit einem kreuzbraven Schreinermeister - Fritz Karl spielt einmal keine schillernde und sardonische Figur, sondern einen gestandenen Kerl mit solidem Proll-Hintergrund. Aber beide haben jeweils eine Tochter im schwierigen Halbflügge-Alter. Da kommen die Probleme knüppeldick.
Auch Gabriela Maria Schmeide hat an den Wechselfällen ihres Lebens immer wieder Gelassenheit trainieren können. Eigentlich will sie in der DDR Medizin studieren. Doch als der Vater im Westen bleibt, bekommt sie im Osten keinen Studienplatz. Über Umwege geht sie als Souffleuse zum sorbischen Volkstheater in Bautzen und dann zum Schauspielstudium nach Berlin. Wenig später kommt ihre Tochter schwer behindert zur Welt.
"Da ging es nicht mehr darum, wie schaffe ich den Haushalt, sondern wir hatten plötzlich jemanden, bei dem es um Tod und Leben ging." Ihr Mann, Beleuchter am Theater, gibt seinen Beruf auf, ist seitdem nur für Kind und Haushalt da. Spannungen deshalb? "Spannungen schon, wie in jeder langjährigen Ehe. Aber nicht, weil ich nun mal der bin, der das Geld nach Hause bringt und ab und zu in der Zeitung steht."
Bremen wurde die Wahlheimat der Familie. 13 Jahre spielte sie am Theater alles, was schwierig, gut und edel war. Zusätzlich aber hat Schmeide, die lange Gesangs- und Geigenunterricht hatte, sich als Sängerin entdeckt.
Vor der Premiere ihres ersten Liederabends "Schon wieder so ne Lust" hatte sie solches Lampenfieber, dass "ich kotzen musste". Ganz so schlimm ist es inzwischen nicht mehr. Aber noch immer bibbern die Knie, wenn sie ungeschützt durch eine Rolle hinausgeht. Dann legt sie los, mit DDR-Rock, Chansons, aber auch mit Puccinis "Väterchen teures", alles "natürlich mit einem kleinen Augenzwinkern".
Das gibt sie auch ihren Rollen mit. Die müssten nämlich nicht immer die schweren Seelenkisten sein: "Ich würde auch gern mal frisch-fröhlich auf die Pauke hauen."
ARD, 20.15 Uhr: Patchwork