Gasexplosion: Tragödie aus Liebeskummer
Als sich seine Freundin (17) von ihm trennen wollte, soll der 22-jährige Sascha H. die Gasleitung manipuliert haben.
Mönchengladbach. Der 22-jährige Sascha H. soll wegen eines Streits mit seiner Freundin die verheerende Gasexplosion im Stadtteil Hermges verursacht haben. Das sagte die Polizei gestern auf einer Pressekonferenz. Sie bestätigte damit, was unsere Zeitung zuvor berichtet hatte.
Es sei Haftbefehl wegen Mordversuchs und Herbeiführens einer Explosion mit Todesfolge erlassen worden. Zur Zeit werde geprüft, ob der Vorwurf in Mord umgewandelt wird. "Ausschlaggebend soll die Ankündigung seiner Freundin Jasmin G. (17) gewesen sein, die Beziehung nach anderthalb Jahren zu beenden", sagte der Leiter der Mordkommission, Friedhelm Schulz.
Bei der Explosion vor knapp drei Wochen starb ein 45-Jähriger, 15 Menschen wurden verletzt. Den Ermittlungen zufolge hatte der 22-Jährige die Gas-Therme in seiner Wohnung mit einem Schraubenschlüssel manipuliert. Das ermittelten Spezialisten des Landeskriminalamtes.
Sascha H. konnte zunächst nicht befragt werden, da er genau wie die Essener Schülerin Jasmin G. bei der Detonation lebensgefährlich verletzt wurde. "Erst in den letzten Tagen vor der Tat soll es öfter zum Streit zwischen Beiden gekommen sein", berichtet Schulz. Sie hatten sich vor anderthalb Jahren in einem Chat über das Internet kennen gelernt.
Am Tag vor der Explosion kam es zu einem Streit in der Wohnung. "Wir wissen nach Zeugenaussagen, dass Sascha H. schon an diesem Tag an der Therme hantiert hat", berichtet Staatsanwalt Stefan Lingens.
Ein Zeuge hörte die 17-Jährige schreien: "Wenn du dich umbringen willst, dann tu das, aber lass mich aus dem Spiel." Daraufhin rannte sie aus dem Haus. Von der Polizei ausgewertete Anrufprotokolle zeigen, dass der 22-Jährige danach mehr als 100 Mal versuchte, seine Freundin auf dem Handy zu erreichen. Dieses war jedoch ausgeschaltet.
Erst am Tat-Tag, als die 17-Jährige sich von Essen aus auf den Weg zu Sascha H. machte, um die Beziehung endgültig zu beenden, kam es zu einem Telefonat. "Was gesprochen wurde, wissen wir nicht", so Schulz.
Fest steht: Drei Minuten nach Ende des Telefonats kam es zu der verheerenden Explosion. "Zu diesem Zeitpunkt war Jasmin G. bereits in der Wohnung. "Unklar ist, ob er ihr die Tür öffnete, oder ob sie mit einem eigenen Schlüssel rein kam", so Schulz.
Als der 22-Jährige zwei Wochen nach der Tat aus dem Koma erwachte, soll er im Krankenhaus zu Ärzten gesagt haben, dass er die Therme manipuliert habe. Den Ermittlern gegenüber verweigert H. jedoch jede Aussage.
Die 17-Jährige, die schwerste innere Verletzungen erlitt, liegt weiterhin im Koma. Ermittler sagen, dass ihr Gesicht "vollkommen entstellt und ihr Gesundheitszustand sehr kritisch sei".
Der 22-Jährige war bislang nie polizeilich in Erscheinung getreten. Freunde beschrieben ihn als sehr besonnen. Bei einer Verurteilung droht ihm lebenslange Haft.