Geophysik: Das schwere Erdbeben in Chile macht die Tage kürzer
Durch die Erschütterungen ist der Globus in eine stärkere Schieflage geraten – und dreht sich etwas schneller.
Washington. Der Befund klingt dramatisch, ist aber im Ergebnis harmlos: Das Erdbeben in Chile - es war das fünftstärkste je gemessene - hat die Erdachse um acht Zentimeter verschoben, wie die Nasa mitteilte.
Ferner hat das Beben der Erde einen zusätzlichen Drall verpasst. Dadurch würden die Tage kürzer, und zwar um ganze 1,26 Millionstel Sekunden. Bemerken lasse sich das freilich nicht, so die Forscher, aber immerhin ganz klar messen und berechnen.
Ursache für die beschleunigte Erddrehung ist der Nasa zufolge der sogenannte Eistänzerin-Effekt. Wenn die Tänzerin eine Pirouette dreht und ihre Arme anzieht, dreht sie sich schneller. Ähnliches geschah am Samstag mit der Erde. Durch das Beben wurde jede Menge Gestein ins Erdinnere gedrückt, wodurch sich die Rotation unseres Planeten beschleunigte.
Die Geophysiker sehen in dieser Veränderung sogar einen gewissen Vorteil. Denn der Mond bremst die Umdrehung der Erde durch seine Anziehungskraft stetig ab; in der Urzeit hatte ein Tag auf der Erde nur 23 Stunden.
Weil die astronomische Zeit im Vergleich zur Atomuhren-Zeit also stetig zurückfällt, gibt es alle paar Jahre in der Silvesternacht eine Schaltsekunde. Das Erdbeben in Chile hat nun dafür gesorgt, dass die nächste Schaltsekunde hinausgezögert wird.
Wie heftig das Beben der Stärke 8,8 war, zeigt auch folgender Vergleich: Würde man das Wasser im Drei-Schluchten-Staudamm in China ruckartig verschieben, würde sich die Erde nur um ein Zwanzigstel so stark beschleunigen wie beim Erdbeben in Chile.
Auch das Beben 2004 in Südasien mit dem nachfolgenden katastrophalen Tsunami hatte der Erde einen zusätzlichen Drall gegeben. Die Tage wurden um acht Millionstel Sekunden verkürzt. Dafür verschob sich die Erdachse damals nur um sieben Zentimeter. Das lag den Nasa-Wissenschaftlern zufolge unter anderem auch daran, dass sich das Tsunami-Beben 2004 näher am Äquator ereignete.