Gericht: Mit der Waffe auf die Wache

Seine Erbkrankheit machte einen 36-Jährigen so aggressiv, dass er Polizisten in seine Gewalt brachte.

<strong>Düsseldorf/Meerbusch. Ein ungewöhnlicher Fall von Freiheitsberaubung wird seit Dienstag vor dem Düsseldorfer Landgericht verhandelt: Ein Mann war im November 2006 zur Meerbuscher Polizeiwache an der Holbeinstraße marschiert und hatte die Beamten mit einer Pistole bedroht - in der Hoffnung von ihnen überwältigt und erschossen zu werden. Etwa eine Stunde hielt er die Beamten in Schach. Zwischendurch drohte er sogar, das Gebäude mit einer Handgranate in die Luft zu jagen. Schließlich gelang es zwei Polizisten, ihn zu überreden, die Waffe niederzulegen.

Der Fall ist deshalb so ungewöhnlich, weil der mutmaßliche Täter an der unheilbaren Erbkrankheit "Chorea Huntington" (auch "Veitstanz" genannt) leidet. Bei den Betroffenen treten neben plötzlichen Wutausbrüchen und Depressionen auch Bewegungsstörungen auf. Muskeln lassen sich nicht mehr kontrollieren, es kommt zu willkürlichen Bewegungen der Arme und Beine sowie im Gesicht.

Erst nach der Tat war der 36-Jährige von einem Psychiater untersucht und die Diagnose "Chorea Huntington" gestellt worden. Seitdem gehe es ihm wieder besser. "Jetzt weiß ich endlich, was mit mir los ist." Monatelang habe er sich gewundert, warum er so aufbrausend sei. Die Staatsanwaltschaft hält ihn für nur eingeschränkt schuldfähig. Der Prozess wird am 14. Februar fortgesetzt.