Gesellschaft Berlin die wachsende Metropole und Zentrum für urbanes Leben

Es ist das Jahr 2021 – mit knapp 3,8 Millionen Einwohnern ist Berlin die bevölkerungsreichste Stadt Deutschlands, und sie wird weiterhin wachsen.

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Bis Ende 2030 wird Berlin 3,925 Mio. Einwohner zählen, was gleichbedeutend mit einem Gesamtzuwachs von 2018 bis 2030 von rund 177.000 Menschen ist. 80% des Zuwachses wird laut Prognosen bereits bis 2025 erwartet. Es muss also Raum geschaffen werden, um dem beständig steigenden Bedarf nach Arbeits- sowie Wohnflächen nachkommen zu können. Zumindest darin sind sich alle Verantwortungsträger für Stadtentwicklung einig. Hierzu sind Neubauten ebenso wie die Sanierung historischer Gebäude und das Schließen von Baulücken notwendig – mit einer kontinuierlich und kontrovers geführten Diskussion darüber, wie eine nachhaltige und lebenswerte Stadt der Zukunft aussehen soll.

Transformation historischer Industriebauten zu Wohn- und Arbeitsraum

Ein Ansatz, der verfolgt wird, ist die Revitalisierung von historischen Industriearealen und deren Umwandlung in Quartiere, in denen unterschiedliche Nutzungen zusammentreffen und sich im Idealfall gegenseitig inspirieren: Wohnen, Arbeiten, Einkaufen, Essen gehen und vieles mehr. Der Charme von historischer Industriearchitektur in Verbindung mit modernen Gebäuden und neuen Angeboten verändert das Stadtbild und trägt in vielen Stadtteilen zu einer erheblichen Aufwertung ganzer Nachbarschaften bei.

Ein Bespiel für eine solche Transformation ist das Quartier Bricks in Berlin-Schöneberg, das vom Berliner Projektentwickler Trockland entwickelt wurde. Auf dem Gelände, das einst das Postamt Schöneberg und Postfuhramt West beherbergte, wurden die denkmalgeschützten Gebäude und Höfe mit viel Aufwand saniert und um zwei neue Häuser nach Entwürfen der renommierten Graft Architekten erweitert. Die Ziegelsteine, die dem Quartier seinen Namen geben, bilden dabei das verbindende Element zwischen der historischen Bausubstanz und den Neubauten. Im Quartier befinden sich heute Mietwohnungen, unterschiedliche Büros, ein Bio-Supermarkt, ein Coffee-Shop, Restaurant, Bildungseinrichtungen, ein Friseur und eine Buchhandlung. Was als „Mixed-Use-Konzept“ bezeichnet wird, haben Trockland und Graft an diesem Ort Realität werden lassen. Bricks Berlin Schöneberg hat die Nachbarschaft in vielen Aspekten verändert: Neben der neu geschaffenen Infrastruktur sind die Höfe miteinander verbunden bieten eine neue Durchwegung und eine Vielzahl von Sitzgelegenheiten, die Aufenthaltsqualität inmitten der Stadt erzeugen.

Das Eiswerk Berlin von Trockland – von der Fabrik zum urbanen Zentrum für Wohnen und Arbeiten

Eine weiteres Trockland Projekt, das auf dem Gelände einer historischen Eisfabrik in Berlin-Mitte entsteht, befindet sich in der Köpenicker Straße 40-41 in Berlin-Mitte. Die Straße verbindet die Bezirke Mitte und Kreuzberg und zählt zu den ältesten Straßen in Berlin. Sie wurde im Jahr 1589 angelegt und entwickelte sich ab dem 17. Jahrhundert rund um die Spree zum Berliner Holzmarkt. Carl Bolle erwarb 1893 das Grundstück Köpenicker Straße 40-41. Nur drei Jahre später ließ der Gründer der Meierei C. Bolle hier Kunsteis produzieren und eines der ersten Hoch-Kühlhäuser in ganz Europa errichten. Die Norddeutschen Eiswerke A.G. beauftragten 1910 den Architekten Albert Biebendt mit dem Bau einer zwei Höfe umschließenden Wohn- und Fabrikanlage. Bis 1924 wurde das Areal sukzessive mit drei Kühlhäusern, einem Kessel- und Maschinenhaus sowie riesigen Eisgeneratoren und Kältemaschinen erweitert.

Heute entsteht mit Eiswerk Berlin ein Ort für modernes Leben und Arbeiten in unmittelbarer Nähe zu Spree - ein urbanes Zentrum für kulturelle Vielfalt ist dabei das Ziel von Trockland. Das ehemalige Kühlhaus, das unter Denkmalschutz steht, sowie das Wohngebäude wurden bereits komplett saniert. Ähnlich wie bei Bricks Berlin Schöneberg gehören außerdem zwei Neubauten zur Projektentwicklung, die zur Transformation des Areals beitragen und zusätzliche Flächen zum Wohnen und Arbeiten schaffen - ebenfalls nach Entwürfen der Berliner Graft Architekten. Das Areal, das über Jahrzehnte verlassen war, ist künftig bis hin zum Spree-Ufer öffentlich zugänglich und bietet viele Anknüpfungspunkte und Angebote für die gesamte Nachbarschaft. Alle Faktoren für ein weiteres gelungenes Beispiel von Transformation eines historischen Fabrikgeländes sind somit gegeben.

Beide Projekte sind Beispiele für moderne Bestrebungen, brachliegende Industrieareale in nutzbare Flächen umzuwandeln. Verlassene Industriebauten und ungenutzte Grundstücke sind eine Chance, neuen Wohnraum zu schaffen und dem steigenden Bedarf an Wohnungen und Büros nachzukommen. Die Diskussion darüber, welchen Stellenwert Neubauten haben und wie wichtig Sanierungsprojekte sind, wird also auch in Zukunft weitergeführt werden