Ikone gestorben „Anita“ lebt weiter: Abschied von Schlagersänger Costa Cordalis

Palma · Die Schlagerwelt trauert um Costa Cordalis. Er starb kurz nach seinem 75. Geburtstag auf Mallorca. Nicht nur als Musiker räumte der Grieche ab, sondern auch als König des Dschungels - und im Schnee.

Costa Cordalis sitzt im Jahr 1972 mit einigen seinen Musikinstrumenten im Garten seines Reihenhauses in Heusenstamm bei Frankfurt am Main.

Foto: dpa/Heinz Wieseler

Man schrieb das Jahr 1976, als ein Grieche mit einem Song über ein Mädchen aus Mexiko in den deutschen Charts Furore machte. „Schwarz war ihr Haar, die Augen wie zwei Sterne so klar“, schwärmte der Sänger mit dem dunklen Lockenschopf. Ihr Name war „Anita“, und der Titel des Ohrwurms wird für immer mit dem von Schlagerstar Costa Cordalis verbunden bleiben. Am Dienstagnachmittag starb er nun in seiner Wahlheimat Mallorca mit 75 Jahren. Berichten zufolge war er nach einem Schwächeanfall länger in einem Krankenhaus der Insel behandelt worden.

Noch Ende Februar hatte Cordalis zusammen mit Sohn Lucas (51) - dem Ehemann von TV-Sternchen Daniela Katzenberger (32) - an einem Benefizkonzert zu Ehren des im Herbst verstorbenen „Goodbye Deutschland“-Stars Jens Büchner in Essen teilgenommen. Dabei soll er Medienberichten zufolge bereits erschöpft und angeschlagen gewirkt haben.

Die Familie teilte über ihr Management der Deutschen Presse-Agentur mit, Cordalis sei im Kreise seiner Lieben gestorben. „Wir sind alle tieftraurig über den Verlust. Mein Vater war ein wunderbarer Mensch, der sich immer für Andere eingesetzt hat“, wurde Lucas Cordalis zitiert. „Er wollte die Menschen glücklich machen - und das ist ihm auch gelungen. Er wird uns allen sehr fehlen.“

Costa Cordalis war ein Urgestein des deutschen Schlagers. Sein Name wird in einem Atemzug genannt mit anderen Ikonen des Genres wie Roy Black („Ganz in Weiß“) oder Rex Gildo („Fiesta Mexicana“), wobei er mit Letzterem seine musikalische Sehnsucht nach dem Reich der Maya teilte. Überhaupt waren ferne Länder und feurige Frauen oft und gerne Thema in den Liedtexten des Künstlers mit der warmen Stimme, der bereits mit sieben Jahren zum ersten Mal zur Gitarre griff. Ob in „S.O.S.“, „Shangri-La“ oder „Der Wein von Samos“ - Fernweh, Verlangen und ein bisschen Folklore gehörten zum Cordalis-Stil.

1944 als Konstantinos Kordalis in Mittelgriechenland geboren, wagte Cordalis mit gerade einmal 16 Jahren den Sprung nach Frankfurt, wo der Teenager schnell Deutsch lernte. Später studierte er Germanistik und Philosophie, ohne allerdings einen Abschluss zu erlangen. Seine Karriere als Sänger begann 1965, und zwar mit einem am King of Rock'n'Roll inspirierten Cover-Song: „Du hast ja Tränen in den Augen“, eine deutsche Fassung des Elvis-Schmachtsongs „Crying in the Chapel“.

Der Durchbruch gelang ein Jahrzehnt später mit einer Frauen-Trilogie: Carolina (1973), Anna Lena (1974) und Anita (1976) machten Cordalis auch dank Auftritten in Dieter Thomas Hecks „Hitparade“ und Ilja Richters „Disco“ schnell zur Kultfigur der Schlagerszene. Insgesamt verkaufte Costa Cordalis im Laufe der Jahre mehr als zehn Millionen Tonträger.

Einen privaten Einblick in sein Leben gewährte der Künstler zu seinem 70. Geburtstag im Jahr 2014, als er unter dem Titel „Der Himmel muss warten“ seine Autobiografie publizierte. „In der Boulevardpresse muss ich mich ständig gegen irgendwelche Anfeindungen wehren“, schrieb Cordalis in dem Buch, das er gemeinsam mit Stefan Alberti von der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ verfasst hatte.

„Mein Aussehen wird als schäbiges Resultat von misslungenen Schönheitsoperationen mit Botox präsentiert“, klagte er - dabei sei das vielerorts für Schlagzeilen sorgende „Vollmondgesicht“, wie er selbst es nannte, Folge einer langen Cortisonbehandlung wegen einer Rückenerkrankung gewesen. Nur mit Hyaluronsäure sei er gegen Fältchen vorgegangen - „nicht mehr und nicht weniger“.

Positiver fielen seine Erinnerungen an die RTL-Dschungelshow „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus!“ aus. In deren erster Staffel holte er sich 2004 prompt den Sieg - und wurde so zum Dauergast auch in anderen TV-Sendungen. Das habe ihm „rund eine halbe Million Euro in die Kasse gespült“, gab „König Costa“ offen zu. „Da soll jeder über das Dschungelcamp denken, was er will. Auf solche Summen verzichtet kein Künstler gerne.“

Liebestechnisch hatte er schon früh das große Glück gefunden: Fast 50 Jahre war Cordalis mit seiner Frau Ingrid verheiratet, mit der er drei Kinder hat. Seit 2015 war er zudem Opa der kleinen Sophia, der Tochter von der „Katze“ und Sohn Lucas.

Costa Cordalis war 2004 von den Zuschauern der RTL-Show „Ich bin ein Star - Holt mich hier raus“ zum „König des Dschungels“ gewählt worden.

Foto: dpa/Frank May

Auch sportlich feierte Cordalis Erfolge. So nahm er 1985 für sein Heimatland bei der Nordischen Ski-WM in Seefeld am Skilanglauf-Wettbewerb über 30 Kilometer teil. Zwar kam er als Letzter ins Ziel, aber in Griechenland wurde er immerhin zwei Mal Landesmeister.

Später aber gab es immer häufiger gesundheitliche Probleme: eine Bandscheiben-OP etwa, bevor er 2013 bei einem Auftritt in Chemnitz geschwächt auf der Bühne zusammenbrach. 2017 stürzte er im Badezimmer seines Hauses auf Mallorca und brach sich den Knöchel. Aber wieder kämpfte sich der Sänger ins Leben und ins Showbiz zurück.

Costa Cordalis hat einmal erklärt, er hoffe, über 100 Jahre alt zu werden. Dieser Wunsch wurde ihm nicht erfüllt. Anita aber lebt auf allen Schlagerpartys weiter.