Beinahe-Eklat und Kabinen-Rüffel Diesen Riesenwirbel gab es nach Fortuna-Triumph um Tzolis-Elfer
Hamburg · Der Grieche provoziert die Heimfans. Der Trainer kritisiert die Art der Ausführung.
Am Ende waren da nur noch Emotionen. Christos Tzolis baute sich kurz vor der Fantribüne des FC St. Pauli auf, dann drehte er aber auch direkt um und rannte quer über den Rasen, um die Feierlichkeiten mit den Fortuna-Fans auf der anderen Seite des Stadions einzuläuten. Kurz zuvor hatte er den entscheidenden fünften Versuch im Elfmeterschießen im Viertelfinale des DFB-Pokals verwandelt – gleichbedeutend mit dem ersten Einzug in die Runde der letzten vier Teams nach 28 Jahren.
Glückseligkeit pur? Mitnichten. Denn danach brannten bei einigen Hamburgern die Sicherungen durch. In den TV-Aufnahmen war zu erkennen, wie Manolis Saliakas versuchte, seinen griechischen Landsmann „einzufangen“ – dies war die mildeste Form der Interpretation der Bilder, wenn man ihm nicht eine Schlag- oder Trittbewegung unterstellen wollte. Die „provozierende“ Geste nach dem Elfer, der den 6:5-Sieg nach Elfmeterschießen besiegelte, und vermutlich der Schuss selbst waren offensichtlich zu viel fürs Gemüt von Saliakas. Tzolis hatte sich für einen sogenannten Panenka-Elfmeter entschieden; benannt ist diese Schussart nach Antonin Panenka. Im EM-Finale 1976 lief er gegen Deutschland für die Tschechoslowakei an, stoppte plötzlich ab und chippte den Ball dann locker in die Mitte statt ihn mit der Innenseite oder mit dem Spann zu schießen. Der deutsche Torwart Sepp Maier hatte keine Chance – wie auch St.-Pauli-Keeper Sascha Burchert nicht. Der Pokalcoup war ein Riesenerfolg für Fortuna, doch Cheftrainer Daniel Thioune war nach der Elfmeter-Szene alles andere als erfreut. „Offen gesagt: Völlig unangemessen, muss ich ehrlicherweise gestehen. Ich bin kein Freund davon und ich finde nicht, dass das respektvoll dem Gegner gegenüber ist. Ich muss es darauf reduzieren, dass ich mich unfassbar darüber freue. Über die Art und Weise in dem Elfmeter nicht,“ sagte er direkt nach Schlusspfiff im „ZDF“.
Am Ende habe recht, wer trifft, ergänzte der 49-Jährige. „Wer nicht trifft, hätte relativ lange Ohren von mir bekommen. Da wäre ich nicht so glücklich gewesen, aber jetzt muss ich es nehmen. Verbietet sich dann, vielleicht mit ihm zu schimpfen.“ Doch bereits in den Katakomben des Millerntor-Stadions gab es einen Rüffel für Tzolis.
Als der Grieche sein Statement zum Spiel abgab, raunzte ihm Thioune nur entgegen, dass er die Art des Elfmeters nicht mochte. Tzolis konterte gelassen: „Aber er war drin.“ Intern wird es freilich niemanden großartig gestört haben, wie der Ball hinter die Linie gekommen war. Sicherlich konnte man bei der Haltungsnote über ein paar Abzüge diskutieren, aber damit dürfte das Thema auch erledigt gewesen sein.
Vielmehr imponierte, wie rotzfrech Tzolis die große Aufgabe an seinem 22. Geburtstag bewältigt hatte. Der Torschütze sagte: „Der Trainer wollte eigentlich, dass ich an dritter Stelle antrete, ich habe ihm aber gesagt: Lass mich lieber zum Schluss. Ich habe ein gutes Gefühl. In dem Moment war mir auch klar, wie ich den Schuss verwandeln will. Der Torwart muss sich ja für eine Ecke entscheiden. Da bleibt die Mitte in der Regel frei.“ Es lag eine unglaubliche Last auf Tzolis – nach einem Spiel über 120 Minuten, das auf beiden Seiten so viel Kraft gekostet hatte. „Es war das verrückteste Spiel in meiner bisherigen Karriere“, sagte er