Flüchtling hilft „Etwas zurückgeben“ - Syrer verteilt Essen an Obdachlose in Berlin

Im Internet überschlagen sich die Kommentare vor Begeisterung: Ein Flüchtling kocht in Berlin für Bedürftige. Was steckt dahinter?

Der aus Damaskus stammende Syrer Alex Assali kocht am Alexanderpaltz in Berlin für bedürftige Menschen.

Foto: Klaus-Dietmar Gabbert

Berlin (dpa) - Seine Geschichte berührt. Der Syrer Alex Assali kocht in Berlin Essen für Obdachlose. Der 38-Jährige möchte den Deutschen danken, die ihn aufgenommen haben, wie er sagt. „So kann ich den Menschen etwas zurückgeben.“ Seit eine Unterstützerin ein Bild von Assali mit seinem Stand auf dem Alexanderplatz bei Facebook gepostet hat, überschlagen sich die Kommentare vor Begeisterung. „Was für eine große Geste, obwohl er selbst so wenig hat“, schreibt ein Nutzer. International wird über den Syrer berichtet.

Vor drei Monaten habe er das erste Mal für Obdachlose gekocht, erzählt Assali. Er sei bereits vor einigen Jahren aus Syrien geflohen, nachdem er im Netz Kritik am Assad-Regime geübt hatte. Seine Flucht habe er immer wieder unterbrechen müssen, um Geld zu verdienen, sagt Assali. Nach einem Jahr sei er schließlich in Libyen angekommen. Dort arbeitete der studierte IT-Ingenieur in Tripolis. Vor dort aus sei er im Herbst 2014 nach Deutschland gekommen.

„Kochen ist mein Lieblingshobby“, sagt Assali. Schon als Kind habe er seiner Mutter in der Küche geholfen. Jetzt sei es seine Art, den Menschen etwas zurückzugeben. In seiner Unterkunft bereitet er die Gerichte zu. Die Zutaten kauft er vor allem in türkischen Läden. Die Kosten für das Essen zahlt er nach eigenen Angaben selbst.

Mit der U-Bahn fahren Assali und freiwillige Helfer zum Alexanderplatz. Dieses Mal trägt er zusammen mit der Studentin Tabea Büttner einen Suppentopf. Es riecht nach Zwiebeln und Kartoffeln. In dem Topf ist Mfarakeh, eine Spezialität aus Damaskus. Büttner hatte Assalis Aktion mit ihrem Facebook-Bild bekannt gemacht. Von der Resonanz ist die 22-Jährige überwältigt. „Unsere Inbox ist voll.“ Sie bekomme Nachrichten von Menschen aus aller Welt, die dankbar und inspiriert seien, erzählt sie.

„Möchten Sie essen?“, fragt Assali einen Obdachlosen, der sich an den Stand traut, auf Deutsch. Er heißt Martin, lebt die meiste Zeit auf der Straße und freut sich über das Essen. „Eine Stelle (zum Essen) mehr ist immer gut. Und es schmeckt auf jeden Fall.“ Ein anderer Gast am Stand spricht an, was gerade aktuell ist: „Wir deutschen Obdachlosen merken, dass die Flüchtlinge da sind.“

Obdachlosigkeit ist nach wie vor ein Problem - nicht nur in Berlin, wo etwa 5000 bis 6000 Menschen betroffen sind. Bundesweit waren im vergangenen Jahr nach Schätzungen rund 335 000 Menschen ohne Wohnung.

Den Andrang von Flüchtlingen - die Bundesregierung geht offiziell von 800 000 Asylbewerbern bis Jahresende aus - bemerken auch die Tafeln, die kostenlose Lebensmittel verteilen. Die Zahl der Bedürftigen steigt. In manchen Städten stehen inzwischen doppelt so viele Menschen für Lebensmittel Schlange, berichtete der Bundesverband Deutsche Tafel vor kurzem.

Dieter Puhl von der Berliner Stadtmission findet Assalis Aktion daher richtig gut. „Ich habe davon gehört und es berührt mich echt. Ist doch schön, wenn Menschen ihre Dankbarkeit zeigen und nicht nur um sich selbst kreisen.“