„Glorious“ bei den Downloads vor „Nackert“
Berlin (dpa) - Der mit Plagiatsvorwürfen konfrontierte deutsche Grand-Prix-Beitrag hat nach seinem Triumph beim Vorentscheid auch bei den Downloads alle „Unser Song für Malmö“-Konkurrenten besiegt.
„Glorious“ von der Bonner Pop-Band Cascada habe zwischen Freitag und Sonntag 70 Prozent mehr Verkäufe als „Nackert“ verzeichnet, der Beitrag der bayerischen Bläser-Combo LaBrassBanda, der damit erneut nur Platz zwei erreichte, teilten die Marktforscher von Media Control mit. Insgesamt schaffte „Glorious“ demnach Platz drei bei den Single-Downloads vom Wochenende.
Sollte sich der Plagiatsvorwurf gegen „Glorious“ erhärten, würden übrigens die Zweitplatzierten, also LaBrassBanda, für Deutschland am 18. Mai in Malmö starten, bestätigte eine NDR-Sprecherin laut Vorabbericht dem „Nordkurier“.
Als richtig erwiesene Plagiatsvorwürfe können zu einer Disqualifizierung führen. 1999 musste die Vorentscheid-Siegerin Corinna May auf ihre Reise zum internationalen Finale verzichten: Ihr Lied „Hör den Kindern einfach zu“ war bereits 1997 mit einem anderen Text und Interpreten erschienen. Die Gruppe Sürpriz als Zweite des Vorentscheids trat deshalb damals mit dem Titel „Reise nach Jerusalem“ anstelle von May an und wurde international Dritter.
„Glorious“ war am Donnerstag in der ARD zum deutschen Beitrag für den Eurovision Song Contest 2013 gekürt worden. Schon kurz nach der Show gab es Stimmen, „Glorious“ weise viel Ähnlichkeit mit dem schwedischen Sieger-Titel „Euphoria“ aus dem vergangenen Jahr auf.
Inzwischen lässt der NDR, der innerhalb der ARD federführend für den Song Contest zuständig ist, das Lied überprüfen. Ein musikwissenschaftliches Gutachten sei am Samstag in Auftrag gegeben worden, hatte der Norddeutsche Rundfunk einen „Express“-Bericht bestätigt.
Die „Bild am Sonntag“ hatte Wissenschaftler der Kieler Universität einen Vergleich in Sachen Lautstärke, Grundfrequenz und Spektraldaten vornehmen lassen und die Phonetikerin Tina John mit den Worten zitiert: „"Glorious" wirkt wie eine Kopie von "Euphoria" mit kleinen, raffinierten stilistischen Änderungen.“ Der Mainzer Musikwissenschaftler Thorsten Hindrichs, der das Lied auch für die „taz“ analysiert, sagte am Montag der Nachrichtenagentur dpa, das Lied sei eher „eine clevere Stil-Kopie und kein Plagiat“.
ARD-Unterhaltungskoordinator Thomas Schreiber sagte in einem „Eurovision.de“-Interview, „Versuche, den ESC zu skandalisieren und Plagiatsvorwürfe“ gehörten mittlerweile wohl „zur Folkore“. 2012 sei dem Siegertitel von Loreen fälschlicherweise vorgeworfen worden, bei drei Titeln „geklaut“ zu sein, „unter anderem bei Rihanna und David Guetta“.
Bei den Downloads der Malmö-Bewerber erreichten in den ersten Tagen übrigens die Söhne Mannheims („One Love“) den dritten Platz. Erst Platz vier weist einen Unterschied zur Show vom Donnerstag auf: Blitzkids mvt. („Heart On The Line“) schnitt zwei Positionen besser ab als in der von Anke Engelke moderierten ARD-Show. Auch Ben Ivory („The Righteous Ones“) verbesserte sich um zwei Ränge und landete auf der Fünf.