Kistenpacken in der Fernseh-WG

Nächstes Jahr ist Schluss mit „Zimmer frei!“. Der „Kindergeburtstag für Erwachsene“ hat nur noch wenig Zuschauer.

Christine Westermann und Götz Alsmann suchen noch bis Mitte 2016 Bewohner für ihre WG. Bild: WDR/Herby Sachs

Foto: WDR/Herby Sachs

Düsseldorf/Köln. Wie es in Wohngemeinschaften halt so ist, müssen Neuzugänge sich meist mit dem Zimmerchen begnügen, dass gerade frei wird. Wenn’s ganz doof läuft, ist die Bude auch noch eigenwillig möbliert und die Mitbewohner sind, na ja, gewöhnungsbedürftig. Das ist auch in der Fernseh-WG des WDR nicht anders. Allerdings werden dort bald die Umzugskissen gepackt — für immer. Nach 20 Jahren und einem Grimme-Preis ist Mitte 2016 Schluss mit „Zimmer frei!“. Die in die Jahre gekommenen Dauerbewohner Götz Alsmann (66) und Christine Westermann (57) verabschieden sich mit einer großen Jubiläumsshow, wie der Sender am Dienstag mitteilte.

Bereits im vergangenen Jahr hatten die Kölner die Schlagzahl der Plaudersendung mit eingebauten Spielchen — „Kindergeburtstag für Erwachsene“ (Zitat Alsmann) — stark reduziert. Nur noch 20 statt 30 Mal durfte das Moderatoren-Duo sich nach einem neuen Mitbewohner für die Rumpelkammer im ersten Stock umgucken. Das allerdings wollten sich am Sonntagabend kaum mehr als 350 000 Zuschauer ansehen. Eine eingeschworene Fangemeinde hat die Sendung freilich immer noch: Weil Alsmann und Westermann sich selbst nicht allzu ernst nehmen — und weil sie es gelegentlich auch ihren Gästen gegenüber an Respekt vermissen lassen.

So verschwand beispielsweise im Jahr 1999 eine „Zimmer-frei!“-Folge mit dem damaligen Frühtalker Cherno Jobatay (heute 54) im Giftschrank. Die WDR-Moderatoren hatten sichtlich Freude daran, ihren ZDF-Kollegen wegen seiner früheren Rechtschreibschwäche zu veralbern, nannten ihn „Chernobyl“ und hatten einen Heidenspaß, als Jobatey wütend das Studio verließ. Vier Jahre später gingen die 60 fröhlichen TV-Minuten dann doch auf Sendung. Aber erst 2012 entschuldigten sich Alsmann und Westermann dafür — zumindest ein bisschen.

Ärger gab es auch mit der Ausgabe, in der der ehemalige „Titanic“-Chefredakteur Martin Sonneborn (heute 50 und Abgeordneter im Europäischen Parlament) zu Gast war. Die Chemie zwischen ihm und Westermann soll nicht gestimmt haben — und derbe Stänkereien gegen Rundfunkgebühren waren wohl auch im Spiel. Erst nach Zuschauerprotesten war Sonneborns Auftritt zu sehen. Eine im Jahr 2003 aufgezeichnete Folge mit dem bekannten Fotografen Jim Rakete (64) wurde hingegen bis heute gar nicht gesendet.

Vielleicht ist sie ja 2016 in der Jubiläumsshow zu sehen.