Larry King macht Schluss

New York (dpa) - Als er anfing, stand die Berliner Mauer noch felsenfest, kannten den Namen Osama bin Laden nur CIA-Experten, waren Madonna und Bill Gates hoffnungsvolle Nachwuchstalente und das sogenannte Internet war noch so etwas wie ein Schwarzes Brett für Freaks.

Ein Vierteljahrhundert später ist er wohl der bekannteste und erfolgreichste Talkmoderator der Welt. Larry King hat Fernsehgeschichte geschrieben, keine Sendung lief länger auf einem Sendeplatz. Am Donnerstagabend - nach 25 Jahren, jeden Tag, weltweit - tritt der Plauderer ab.

Um 21 Uhr New Yorker Zeit beginnt Larry Kings letzte Talkshow, in Deutschland ist es da schon Freitagnacht, 3.00 Uhr. Wer nicht zu den Nachtaktiven gehört, kann sich die Show um 11.00 Uhr MEZ am Freitagvormittag als Wiederholung auf CNN anschauen.

Angeblich sorgte eine Alkoholreklame für einen der bekanntesten Namen der Talkshow-Geschichte: Weil Lawrence Harvey Zeiger viel zu kompliziert war, suchte sein Sender einen neuen Namen. Eine Reklame von „King's Wholesale Liquor“ lag auf dem Tisch, und so nannte sich der 23-Jährige fortan Larry King. Als CNN 1985 die neue Talkshow startete, war der Moderator schon so bekannt, dass sie einfach seinen Namen bekam: „Larry King Live“.

King wuchs in Brooklyn auf. Sein Vater, ein Einwanderer, starb früh, die Mutter brachte ihre beiden Söhne mit Sonderschichten als Näherin durch. Kings Leben war unstet. Achtmal war er verheiratet, wie Elizabeth Taylor. Dabei heiratete er manche Partner auch zweimal - wie Elizabeth Taylor. Seinen ersten Sohn lernte er erst kennen, als der schon jenseits der 30 war. Seiner sechsten Frau soll er den Antrag schon bei der ersten Verabredung gemacht haben. Mit seiner achten Frau - Shawn ist die Mutter der zwei jüngsten seiner fünf Kinder - lieferte er sich eine öffentliche Scheidungsschlacht, bevor sie sich dann doch wieder versöhnten.

Der heute 77-Jährige wusste sich durchaus zu vermarkten und dabei setzte er auf Wiedererkennung. Das alte silberne Mikrofon ist eine Attrappe, steht aber seit Jahrzehnten vor ihm, die dicke schwarze Brille ist ebenso längst Teil seiner Persönlichkeit wie die Hosenträger. Mit den aufgekrempelten Ärmeln aufgestützt schaut er vornübergebeugt direkt ins Wohnzimmer und stellt mit rauchiger Stimme seine Gäste vor.

US-Präsidenten waren ebenso dabei wie Könige, milliardenschwere Wirtschaftsführer und Schauspieler. Die Führer Israels, Jordaniens und der Palästinenser - Izchak Rabin, König Hussein und Jassir Arafat - plauderten bei ihm wie auch Libyens Diktator Muammar al-Gaddafi. Michael Jackson jammerte leise über die Welt und Celine Dion brach ihn Tränen aus über die Flutkatastrophe von New Orleans. Der harte Frager war King bei seinen laut CNN mehr als 40 000 Interviews nie, eher der Plauderer. Zupacken konnte er schon, aber selten tat es weh. Selbst Gaddafi gegenüber war er so, dass man es am besten als „nett“ beschreiben würde.

„Ich bin sehr stolz, dass wir laut Guinness-Buch der Rekorde die Show sind, die am längsten bei einem Sender zu einer Sendezeit gelaufen ist“, hatte King im Juni gesagt. Doch zuletzt hatten sich die Einschaltquoten fast halbiert. Kein Wunder, dass der Sender den Sendeplatz mit Piers Morgan retten will: Ein ebenso begabter wie arroganter Engländer, den die einen hassen, die anderen lieben, aber den doch jeder sehen und hören will. So nett wie Larry meistens war, so nett wird Piers nie sein.