Giovanni Strangio gesucht
Die Untersuchung der Mafia-Morde hat den Verdacht gegen einen 28-Jährigen erhärtet. Er hat seinen Wohnsitz in Holzbüttgen. Nach ihm wird bundesweit gefahndet.
Kaarst. Die Stadt ist bundesweit in den Schlagzeilen. Die Polizei fahndet nach dem in Kaarst gemeldeten Giovanni Strangio per Haftbefehl. Vor einer Woche hat die Mordkommission "Mülheimer Straße", die im Rahmen der Mafia-Morde in Duisburg ermittelt, zwei Pizzerien und fünf Privatwohnungen in Kaarst durchsucht. Darunter auch die des 28-Jährigen in Holzbüttgen an der Königstraße - die, wie die Polizei mitteilt, fluchtartig verlassen wirkte. Bis zum Nachmittag nahmen Beamte der Spurensicherung dort Fingerabdrücke - selbst an den Pizza-Taxis.
Der in Siderno geborene Mann zählt laut Polizei zu den Tatverdächtigen. Er ist ein Verwandter der am 25. Dezember in San Luca getöteten Maria Strangio und des beim Anschlag verletzten fünfjährigen Jungen.
Strangio soll "Toni’s Pizzeria" geleitet haben und wird in dem Online-Auftritt des Restaurants als Veranwortlicher für den Inhalt genannt. Das hatte die Duisburger Ermittler hellhörig werden lassen.
Eine weitere Verwandte, Angela Strangio, soll mit ihrem Partner Paolo Nierta in Holzbüttgen über eine Wohnung verfügt haben, in der dann Mitarbeiter der Pizzerien wohnten - auch diese hat die Polizei bei ihren Durchsuchungen am vergangenen Freitag verlassen vorgefunden.
Auch in der vergangenen Woche war die Mordkommission in Kaarst tätig und hat ermittelt. In der Polizeiwache an der Rathausstraße hat sie mehrere Personen vernommen.
Die Ermittlungen haben den Tatverdacht gegen den 28-jährigen Giovanni Strangio erhärtet, so dass gestern auf Antrag der Staatsanwaltschaft Duisburg Haftbefahl erlassen wurde. Die Polizei bittet nun die Bevölkerung um Hinweise und fragt: Wer kann Angaben zu dem Gesuchten und zu seinem Umfeld machen? Außerdem interessieren sich die Ermittler für einen gemieteten Renault Clio mit einem Hamburger Kennzeichen.
Beide Pizzerien sind derzeit weiterhin geschlossen. An der Königstraße hängt seit drei Wochen das Schild "Betriebsferien bis 30. August" und an der Pizzeria "San Michele" an der Martinusstraße der Hinweis: "Wir mussten leider kurzfristig aus famliären Gründen Urlaub bis zum 14. September machen."
Die Kaarster selbst halten sich mit Spekulationen zurück. Auf Strangio angesprochen, sind viele ängstlich. "Dazu sagt man am besten gar nichts, wenn man keinen Ärger haben will", sagt eine Frau, die häufiger bei "Toni’s Pizzeria" eingekauft haben will. Und ein Rentner meint: "Da geht es nicht um einen Ladendieb, sonden um Mafia. Ich halte mich da raus." Mit der ’Ndrangheta sei nicht zu spaßen, man wolle nicht selbst Gefahr laufen, zur Zielscheibe zu werden.
Wie ernst die Ermittler die Spur nach Kaarst nehmen, zeigt, dass sie die Pizzerien noch immer unter Beobachtung haben. Nahezu aus dem Nichts tauchen dort zuweilen Zivilfahnder auf und überprüfen Personen, die ihnen verdächtig erscheinen. Und auch Anwohner sind ob des Geschehens in ihrer Nachbarchaft sensibilisiert, wählen den Notruf, wenn ihnen an den Pizzerien etwas seltsam vorkommt.
Von Giovanni Strangio selbst fehlt offenbar noch jede Spur. Per Fahndungsplakat und mit den Anreiz von 10 000 Euro Belohnung suchen Polizei und Staatsanwaltschaft nun nach ihm.
Der 28-Jährige ist 1,74 Meter groß, schlank, hat dunkle Haare und blaue Augen. Der schwarze Renault Clio, den Strangio zuletzt gemietet hatte, hat das Kennzeichen HH-BM 7070. Hinweise nimmt die Kriminalpolizei in Duisburg unter 2 0203/280-0 entgegen.