Grand Prix: „Wir sind sexy“
Interview: Der Amerikaner Oscar Loya singt für Deutschland und will mit „Miss Kiss Kiss Bang“ im Herzen der Leute landen.
Moskau. Deutschlands Stimme beim Eurovision Song Contest (dessen alter Name Grand Prix nicht auszurotten ist) ist der US-Amerikaner Oscar Loya (29). Er tritt am Samstag in Moskau mit dem deutschen Musikproduzenten Alex Christensen als Duo Alex Swings Oscar Sings und dem Swingtitel "Miss Kiss Kiss Bang" auf. Christensen hat als Ziel einen Platz unter den ersten Zehn ausgegeben: "Alles andere wäre eine herbe Niederlage."
Herr Loya, wie ist es, als Amerikaner in Russland für Deutschland anzutreten?
Oscar Loya: Ich bin stolz, als Europäer in Moskau dabei zu sein. Es ist ja nicht so, dass mich jemand aus den USA als Gag geholt hat. Ich fühle mich wohl in Europa und wohne in Deutschland. Hier in Moskau zu sein, ist ein wenig, wie an Olympischen Spielen teilzunehmen.
Welche Chancen geben Sie sich selbst?
Loya: Ich finde, dass wir ganz gute Chancen haben. Das Lied ist ein Ohrwurm. Andere Teilnehmer kommen zu mir, lachen und singen "Miss Kiss Kiss Bang". Die lieben unser Lied. Wir liefern eine coole Show zum Hinschauen und Mitrocken. Eigentlich kann nichts schiefgehen.
Wie stark ist die Konkurrenz für Alex Swings Oscar Sings?
Loya: Im Vergleich zum vorigen Jahr finde ich die Bewerber stärker. Das macht es spannender. Ich liebe Soraya aus Spanien. Die Ukraine mit Swetlana Loboda ist supercool und Dänemark auch.
Wie die Ukraine zeigt der deutsche Beitrag eine Menge nackte Haut: Die amerikanische Striptease-Tänzerin Dita von Teese tritt mit ihnen zusammen auf. Wie wichtig ist Erotik bei der Show?
Loya: Wir haben eine sehr sexy Show. Aber letztlich geht es nicht darum, wie viel Sex dabei ist, sondern, ob dein Lied im Herzen der Leute landet. Aber natürlich macht es Spaß, den Leuten etwas zum Hinschauen zu geben. Es ist wichtig, aber nicht entscheidend.
Ist es ein Nachteil, dass Ihr Lied von einem kleinen Kreis von Fachleuten ausgesucht wurde und nicht in einer Telefonabstimmung?
Loya: Im Prinzip schon. Ich freue mich natürlich, dass wir gewählt wurden, es gab immerhin mehr als 100 Konkurrenten. Aber ich finde es schade, dass der Song nicht durch ein Zuhörervotum wachsen konnte. Als wir plötzlich als Teilnehmer feststanden, wusste niemand, wer wir sind. Andererseits: Die No Angels kannte im vergangenen Jahr jeder, und über den Song entschieden Anrufer - und dann wurde Deutschland Letzter.
Am Samstag wollen in Moskau Schwule und Lesben im Vorfeld des Grand Prix für ihre Rechte demonstrieren. Immer wieder sind solche Veranstaltungen in Russland blutig beendet worden. Auch dieses Mal wurde die Veranstaltung "zum Schutz der Moral" verboten. Sie leben seit fünf Jahren mit Ihrem Freund zusammen - ist so etwas ein Thema für Sie?
Loya: Natürlich. Ich finde schade, wie es hier läuft. Aber ich bin wegen der Musik in Moskau und habe nicht genug Energie, um mich in den nächsten Tagen ausführlich mit der Thematik zu beschäftigen. Schwule und Lesben sollten um ihre Rechte kämpfen, das finde ich sehr wichtig. Ich hätte auch keine Probleme, auf einer solchen Veranstaltung zu sprechen. Im Gegenteil, eine Einladung würde mich freuen. Auch wenn es jetzt in Moskau wegen der Musik nicht klappt. Aber ich wünsche der Demonstration am Samstag von Herzen Erfolg.