TV-Talk „Hart aber fair“ polarisiert mit Thema „Heimat Deutschland“

Köln · Frank Plasberg diskutiert in seiner Talksendung „hart aber fair“ über Heimat. Das Thema ist für viele Menschen in Zeiten der Globalisierung wichtiger als früher - aber deshalb nicht weniger umstritten.

Der Moderator Frank Plasberg in der ARD-Talkshow „hart aber fair“.

Foto: dpa/Horst Galuschka

Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt denkt bei Heimat an Thüringer Wald, Klöße und Bratwurst vom Rost. Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger an frische Luft auf dem Land, „Bild“-Politikchef Nikolaus Blome an den Geruch von Buchsbaum. Heimat ist kein abstrakter Begriff, sondern ein emotional aufgeladener. Und er hat Konjunktur, wie die Dokumentation „Heimatland – Oder die Frage, wer dazugehört“ am Montagabend im Ersten zeigte: Von Heimat ist seit dem Jahr 2000 deutlich häufiger die Rede als in den Jahrzehnten davor, Heimat wird in den Zeiten von Globalisierung und Migration für viele wieder wichtiger. „Wir dürfen den Begriff nicht den Rechten überlassen“, forderte Göring-Eckardt in der Talksendung „hart aber fair“ direkt im Anschluss an die Dokumentation.

Warum wird wieder mehr über Heimat geredet? Für den Soziologen Armin Nassehi hat das etwas damit zu tun, dass Heimat verschwinde und Zugehörigkeits- und Identitätsfragen deshalb mehr Bedeutung bekämen. Und Heimat hat eben auch mit Gefühlen zu tun, etwa dem, von den Menschen der eigenen Umgebung akzeptiert zu werden. Wie polarisierend das Thema ist, haben die „hart aber fair“-Redaktion und Moderator Frank Plasberg bereits vor der Sendung erfahren - wegen des Titels „Heimat Deutschland - nur für Deutsche oder offen für alle?“.

Vor allem bei Twitter provozierte er etliche kritische Reaktionen bei denen, die die Formulierung populistisch oder sogar rassistisch interpretierten. „Diese Sprache ist der Grund, warum auch mir gesagt wird, ich soll in meine Heimat zurück, ein Grund für Drohungen, die ich bekomme, für den Hass, ein Grund dafür, dass Rechte denken, sie sind stärker“, kommentierte beispielsweise die Berliner SPD-Politikerin Sawsan Chebli den Sendungstitel.

Viele Kritiker verwendeten auf Twitter den Hashtag #vonhier und schilderten die Erfahrung, immer wieder gefragt zu werden, wo sie denn herkämen, wenn das Gegenüber vermute, sie hätten „sicher ausländische Wurzeln“. Der gleiche Hashtag wird auch für kritische Tweets zu Dieter Bohlen benutzt, der im vergangenen November in der RTL-Show „Das Supertalent“ ein Mädchen aus Herne hartnäckig dazu befragte, wo es herkomme. Der Videoausschnitt davon, der bei Twitter viele Kommentare zur Folge hatte, war auch bei „hart aber fair“ zu sehen.

Ist das Neugier oder Diskriminierung, diese Frage zu stellen, wollte Moderator Plasberg wissen. „Man darf fragen, wo jemand herkommt“, betonte der Soziologe Prof. Armnin Nassehi. Aber niemand dürfe darauf reduziert werden. Oft sei es so, dass die Herkunftsfrage das einzige sei, was an einer Person interessiere. Ein Fall wie der von Dieter Bohlen, der in einer Show bei dem kleinen Mädchen im Vorschulalter, das einfach sagt, es sei aus Herne, offenbar wegen seines asiatischen Aussehens und Kleides mehrfach nachfragt, wo es denn herkomme, sei eine merkwürdige Geschichte.

Merkwürdig findet die im niedersächsischen Celle aufgewachsene Kabarettistin Idil Baydar, dass Migranten offenbar immer noch eine Bringschuld hätten, beweisen zu müssen, wie deutsch sie seien - auch in der zweiten, dritten oder vierten Generation. Und was sie besonders nervt: Nur weil ihre Eltern aus der Türkei stammten, immer gleich mit Staatschef Recep Tayyip Erdogan in Verbindung gebracht zu werden.

(dpa)