"Heatballs": Glühbirne oder Wäremquelle?

Am Dienstag müssen Aachener Richter über sogenannte „Heatballs“ entscheiden. Bisher konnten die Behörden darüber nicht lachen.

Aachen. Eine Glühlampe macht Licht. Was auch sonst. Ein Ingenieur sieht das anders: Die Glühbirne erzeugt in erster Linie Wärme. „Der Lichtverlust ist eine Nebenfolge“, sagt Ingenieur Siegfried Rotthäuser. Darum ist die Glühbirne für ihn kein Leuchtmittel, sondern ein „Heatball“, ein Hitzeball, ein Kleinheizelement. Die Behörden können über diese Lachnummer gar nicht lachen. Am Dienstag sprechen die Richter das vorerst letzte Wort.

Rotthäuser verdient seine Brötchen mit dem Bau von Prüfanlagen. Als die EU den schrittweisen Ausstieg aus der Glühbirne und den Einstieg in die Energiesparlampe verkündete, stellte er sich die Frage nach der Verhältnismäßigkeit. Auch die Verordnung sah er sich genauer an.

Er kam zu dem Schluss: reine Satire. „Laut Verordnung ist die Lampe ein Gerät zur Erzeugung von sichtbarem Licht.“ Die Glühbirne erzeuge aber zu 95 Prozent Wärme. Die Physik sei nun mal so.

„Wenn ich dieses elektrische Gerät zum Heizen nehme, dann ist das im Sinne der Verordnung keine Lampe“, dachten sich Rotthäuser und sein Schwager Rudolf Hannot. Nicht nur die beiden fragten sich, ob die kleine Glühbirne die gesamte Energie-Bilanz so belastet, dass ein ganzes Volk eines „Kulturguts“ beraubt werden müsse.

„Der Heatball war zuerst eine gedankliche Spielerei“, sagt Rotthäuser. Heute bezeichnet er sie als Satireaktion gegen die Unverhältnismäßigkeit einer „nicht demokratischen“ Verordnung. Für die Aktion hatten die beiden tausende Glühbirnen mit dem Aufdruck Heatballs in China fertigen lassen und importiert. Alles legal mit viel Papierkrieg. Die erste Edition war im Nu vergriffen. Stückpreis 1,69 Euro — 30 Cent gehen an ein Regenwaldprojekt.

Als die „Künstler“ die zweite Edition mit 40 000 Stück einführen wollten, schoben die Behörden den Riegel vor. Die Aachener Verwaltungsrichter werden nun darüber entscheiden, ob der Heatball als Satire-Aktion gegen das EU-Glühlampenverbot verstößt und gestoppt werden muss. Selbst wenn die Rebellen vor Gericht verlieren sollten und unter anderem Produktions- und Einfuhrkosten in den Sand setzen, könnten sie vielleicht doch noch zuletzt lachen.