Heilbronner Polizistenmord steht vor der Aufklärung
Jena/Eisenach/Augsburg (dpa) - Nach dem Tod von zwei Bankräubern in Thüringen stehen die Ermittlungen zum Mord an einer Polizistin 2007 in Heilbronn vor dem Durchbruch: Eine 36-jährige Frau, die Licht ins Dunkel bringen könnte, hat sich gestellt.
Der Chef des Landeskriminalamts in Stuttgart, Dieter Schneider, sprach von großen Fortschritten in den Ermittlungen. „Wir sind sehr nah dran“, sagte er am Dienstag der Nachrichtenagentur dpa.
Der Stuttgarter Generalstaatsanwalt Klaus Pflieger sagte, er gehe davon aus, dass die beiden in Eisenach tot aufgefundenen Männer zu den Tätern gehörten. Die Staatsanwaltschaft Zwickau war für eine Stellungnahme dazu nicht zu erreichen. Auch in Thüringen äußerten sich die Behörden dazu zunächst nicht.
Der baden-württembergische Innenminister Reinhold Gall (SPD) nannte die Spur nach Thüringen „erfolgversprechend“. Dort seien neben der Dienstwaffe auch die Handschellen der ermordeten Polizistin Michele K. gefunden worden. Der Fall sei aber noch nicht gelöst, sagte Gall. Die Ermittler prüfen derzeit auch Zusammenhänge zum Polizistenmord Ende Oktober in Augsburg. Bisher unbestätigt sind Berichte über Verbindungen mit der Neonazi-Szene.
In Thüringen stellte sich eine bundesweit gesuchte 36-jährige Frau der Polizei in Jena. Sie soll mit zwei mutmaßlichen Bankräubern zusammengewohnt haben, bei denen die Dienstwaffen der ermordeten Polizistin und ihres Kollegen gefunden wurden. Die Bankräuber hatten sich nach einem Überfall in Eisenach am Freitag nach Angaben der Behörden selbst getötet.
Die 36-Jährige, die laut Staatsanwaltschaft Zwickau zuletzt mehrere Decknamen nutzte, werde nun nach Sachsen gebracht, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft Meiningen der Nachrichtenagentur dpa. Dort solle ihre Identität eindeutig festgestellt werden. Die Wohnung der drei in Zwickau wurde kurz nach den Vorfällen in Eisenach durch eine Explosion zerstört. Die Frau, die dort unter dem Namen Susann lebte, soll das Gebäude kurz vor der Detonation verlassen haben.
Ob man auch der 36-Jährigen eine Tatbeteiligung nachweisen könne, sei fraglich, sagte Pflieger dem Südwestrundfunk (SWR): „Einen dringenden Tatverdacht haben wir jedenfalls bei einer ersten Prüfung nicht bestätigen können.“
Im April 2007 war die 22 Jahre alte Michele K. aus dem südthüringischen Oberweißbach auf einer Heilbronner Festwiese durch einen Kopfschuss getötet worden. Ihr Kollege überlebte schwer verletzt, er lag wochenlang im Koma. Monatelang suchten Ermittler nach einem Phantom.
Die Behörden in Bayern untersuchen derzeit auch, ob es einen Zusammenhang dieses Falles zu dem Polizistenmord Ende Oktober in Augsburg gibt. „Das ist eine Spur von vielen, die derzeit geprüft und bewertet wird“, sagte ein Polizeisprecher der Nachrichtenagentur dpa und bestätigte damit einen Online-Bericht der „Augsburger Allgemeinen“. Bislang seien zwischen beiden Polizistenmorden jedoch keine „Schnittstellen“ erkennbar.
Die DNA-Spuren der mutmaßlichen Bankräuber sollen mit den im Augsburger Siebentischwald gefundenen Spuren verglichen werden. Der 41 Jahre alte Augsburger Hauptkommissar war in der Nacht zum 28. Oktober nach einer Routinekontrolle von einem Unbekannten erschossen worden.
In Thüringen wird spekuliert, die mutmaßlichen Bankräuber könnten eine Verbindung in die Neonazi-Szene gehabt haben. Die beiden Männer im Alter von 34 und 38 Jahren und die Frau sollen nach Darstellung der Thüringer Linke-Fraktion und Medienberichten zufolge bereits als rechtsextreme Bombenbauer in Erscheinung getreten sein. Die Sprecherin der Staatsanwaltschaft Zwickau, Antje Dietsch, wies dies zurück: „Das sind Spekulationen, die die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Zwickau nicht hergeben.“
Der Linke-Fraktion zufolge wurde das Trio bereits 1998 polizeilich gesucht. Nach der Aushebung einer Bombenwerkstatt in Jena seien die drei geflüchtet und spurlos verschwunden, erklärte die stellvertretende Fraktionsvorsitzende Martina Renner. Das Landeskriminalamt hatte die Männer wochenlang observiert. Das Verfahren wurde 2003 wegen Verjährung eingestellt. Ein Sprecher des Thüringer Innenministeriums wollte sich zur Identität der mutmaßlichen Bankräuber aus ermittlungstaktischen Gründen nicht weiter äußern.