Masernepidemie: NRW hat daraus gelernt
In Deutschland ist die Zahl der Erkrankungen wieder deutlich angestiegen. In unserer Region wurde vorgesorgt.
Düsseldorf. Der Virus galt als nahezu ausgerottet. Doch in diesem Jahr ist die Zahl der Masernerkrankungen in Deutschland wieder deutlich angestiegen. Bis Ende Oktober haben sich 1573 Menschen mit der hochansteckenden Krankheit infiziert. 2010 waren es nur 780 Fälle.
Besonders schockiert zurzeit das Schicksal von zwei Mädchen aus Duisburg und Aschaffenburg. Beide leiden unter einer seltenen Spätfolge: der tödlichen Gehirnentzündung SSPE.
Dabei muss niemand mehr an Masern erkranken. Seit vier Jahrzehnten wird gegen die Infektionskrankheit geimpft — allerdings mit sehr unterschiedlicher Disziplin. „Es gibt eine gefährdete Gruppe der 12- bis 18-Jährigen und auch der jungen Erwachsenen Anfang 20. Bei ihnen wurde nicht so genau auf die Immunisierung geachtet“, sagt Gabriele Ahlemeyer, Mikrobiologin vom Landesinstitut für Gesundheit in NRW (Liga), das unter anderem Impfquoten ermittelt.
In NRW hatte die Impfmüdigkeit im Jahr 2006 dramatische Folgen. Bei einer Masernepidemie erkrankten 1750 Menschen, überwiegend Kinder und Jugendliche der gefährdeten Generationen. Seitdem ist NRW eine Art Musterknabe in Sachen Prävention. „Wir sind gezielt in weiterführende Schulen gegangen und haben nachgeimpft“, erklärt Gabriele Ahlemeyer. Die Zahl der Fälle wurde auf 100 reduziert. Die Zahl derjenigen, die auch den zweiten Impftermin wahrnehmen, nach dem man erst als voll geschützt gilt, ist drastisch angestiegen.
„Sicherlich hat der große Ausbruch die Menschen in NRW daran erinnert, wie gefährlich die Krankheit ist“, sagt Susanne Glasmacher vom Robert-Koch-Institut. Wenn kaum noch Fälle bekannt würden, würden eher Impfungen versäumt. Zudem gibt es bewusste Verweigerer, die die Immunisierung als zu großen Eingriff in den Körper empfinden. „Durch das Internet haben sie inzwischen größeren Bekanntheitsgrad erlangt“, sagt Gabriele Ahlemeyer.
Hinzu käme: „Wer früher Nebenwirkungen wie erhöhte Temperatur hatte, wertete dies als Zeichen dafür, dass der Organismus den Impfstoff annimmt. Heute reagiert man darauf eher erschrocken und ängstlich.“