Herbstwetter Herbstintermezzo im Juli: Nach „Zeljko“ naht Sturm „Andreas“
Offenbach/Berlin/Amsterdam (dpa) - Herbstartige Stürme im Sommer: Tief „Zeljko“ ist mit Orkanböen von der Nordsee über Deutschland und Nachbarländer hinweggefegt und hat am Wochenende vielerorts Schäden angerichtet.
In den Niederlanden und der Slowakei starben zwei Menschen, etliche weitere wurden verletzt. Der Wind entwurzelte Bäume und brach Äste ab, der Verkehr auf Schienen und Straßen kam regional zum Erliegen. Und schon zieht das nächste Unwetter von Westen heran: Ausläufer des Tiefs „Andreas“ nähern sich von der irischen Küste her. „Schon in der Nacht zum Montag frischt der Wind wieder merklich auf“, sagte Sebastian Schappert vom Deutschen Wetterdienst (DWD) in Offenbach.
Feuerwehr und Rettungskräfte rückten zu vielen Hundert Einsätzen aus, allein in Nordrhein-Westfalen waren es mehr als 1100. Dort wurden zwölf Menschen verletzt, wie die Polizei bekannt gab.
Aufatmen im Norden: „Wir hatten ein bisschen mehr Wasser als sonst - aber das war's“, so die Polizei Flensburg. Auf dem Brocken im Harz stürmte es in der Spitze mit 158 Stundenkilometern. Der DWD hatte vor orkanartigen Böen mit Stärken von rund 110 Stundenkilometern gewarnt - bis zu 100 Stundenkilometer erreichte „Zeljko“ in der Fläche schließlich. Das sei für Ende Juli schon außergewöhnlich gewesen, sagte ein DWD-Sprecher. Nach Entwarnung und einer ersten Bilanz kam es in Deutschland weniger schlimm als erwartet.
Heftiger traf es das Ausland: In den Niederlanden erschlug ein umstürzender Baum einen Autofahrer. In der Slowakei wurde nach dem Gottesdienst eine 39-jährige Frau von einem Blitz tödlich getroffen. Sieben Menschen seien schwer verletzt worden, einer davon lebensgefährlich, so die Agentur TASR. In Holland waren Autobahnen gesperrt, der Zugverkehr blockiert. Am Amsterdamer Flughafen Schiphol fielen Flüge aus. Auch Polen war vom Sturm betroffen.
In Deutschland kam vor allem in Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen der Bahnverkehr regional zum Stillstand, so war die direkte Verbindung von Hannover nach Berlin unterbrochen. Auch am Sonntagvormittag rollten die Züge auf drei Strecken noch nicht wieder nach Plan, wie die Bahn mitteilte. Instandsetzungsteams reparierten beschädigte Oberleitungen und schafften umgestürzte Bäume von den Gleisen.
Der Wetterdienst hatte am Samstag vor Unwetter in Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen und Hessen gewarnt. In der Nacht sollte dann der Norden besonders betroffen sein. Zahlreiche Veranstaltungen im Freien wurden vorsorglich abgesagt. So stoppte in Nordrhein-Westfalen die größte Kirmes am Rhein ihren Betrieb.
Heute herrschte vielerorts die Ruhe nach dem Sturm, während „Zeljko“ in Richtung Schweden weiterzog. Doch vom Abend an soll wieder heftiger Wind aufkommen. Mindestens bis Dienstag gibt es wegen „Andreas“ in ganz Deutschland starke bis stürmische Böen. Begleitet wird der Wind von einem Mix aus Sonne, Schauern und Gewittern.
Unterdessen arbeiteten sich in zwei Tälern in den Ostschweizer und Salzburger Alpen nach schweren Erdrutschen Helfer mit schwerem Gerät durch Zehntausende Kubikmeter Schlamm und Geröll. In Scuol in Schweizer Kanton Graubünden wurde eine Luftbrücke eingerichtet, um am Wochenende Touristen auszufliegen.
Bereits am Freitagabend war im österreichischen Raurisertal ein Zugang zu den 5000 Menschen geschaffen worden, die dort eingeschlossen waren. Zu den 2000 Touristen und 3000 Einwohnern zählten vor allem deutsche Gäste. Ein Bundesheer-Hubschrauber sollte bei den Aufräumarbeiten helfen.
In Kroatien wüteten tagelange Waldbrände. Am Montag soll über Teile der Halbinsel Peljesac und der Insel Korcula der Ausnahmezustand ausgerufen werden, wie Medien in Zagreb berichteten. Damit würden schnellere staatliche Aufbauhilfen möglich. Die Behörden erhalten Sondervollmachten und können die Bürger zu Sanierungsarbeiten verpflichten. Die Feuer seien unter Kontrolle, hieß es ferner.
Feuer auch im Südwesten Frankreichs: Dort verwüsteten schwere Brände 530 Hektar Pinienwälder, wie Innenminister Bernard Cazeneuve mitteilte. Hunderte Feuerwehrleute kämpfen westlich von Bordeaux gegen die Flammen, auch sechs Löschflugzeuge sind im Einsatz.