Im Suff fliegen oft die Fäuste
Laut Statistik ist der Alkohol bei Gewalttaten häufig im Spiel.
Düsseldorf. Die Jugendkriminalität in Nordrhein-Westfalen ist leicht rückläufig, auch die Zahl der jugendlichen Intensivtäter geht zurück - das ist die gute Nachricht, die die Aufregung über die scheinbar eskalierende Jugendgewalt als solche entlarvt. Aber die neue Kriminalitätsstatistik, die Innenminister Ingo Wolf (FDP) gestern vorlegte, hat auch negative Aspekte: Immer häufiger spielt der Alkohol bei Gewalttaten eine unselige Rolle.
"Haben Jugendliche etwas getrunken, schlagen sie oft sofort zu", sagte Wolf. Bei jeder vierten Gewalttat Jugendlicher war mindestens einer der Beteiligten angetrunken. Insgesamt waren im vergangenen Jahr 46Prozent aller Beteiligten jünger als 21 Jahre. Der Anteil stieg gegenüber 2006 geringfügig. Das Land werde seine Kampagnen gegen Alkoholmissbrauch verstärken und eine neue Initiative mit dem Hotel- und Gaststättenverband starten, kündigte Wolf an.
Der Anteil von jungen Leuten unter 21 Jahren an der Gesamtkriminalität lag 2007 bei rund 29Prozent und damit geringfügig unter den Vorjahreszahlen. Intensivtäter, also bekannte Schläger, Räuber oder Diebe, stehen unter besonderer Beobachtung der Polizei. Landesweit waren das 820 Jugendliche und 480 Heranwachsende. Die Zahl der jugendlichen Mehrfachtäter ist in den vergangenen zehn Jahren um rund 48Prozent gesunken.
Die Kriminalitätsstatistik weist also kaum Ausreißer auf: Die Zahl der Morde ist mit 145 (Aufklärungsquote 97 Prozent) nahezu gleich geblieben, der sexuelle Missbrauch und die Vergewaltigung Erwachsener sind beide rückläufig. Einen großen Erfolg vermeldet die Polizei im Kampf gegen den Betrug mit gestohlenen EC- oder Kreditkarten ohne Pin-Nummer: Innerhalb von einem Jahr sanken hier die Zahlen um nahezu 50 Prozent auf 6413Fälle. Hier bewährt sich das Frühwarnsystem "Kuno": Wird eine Karte als gestohlen gemeldet, sendet die Polizei sofort die Daten an alle teilnehmenden Einzelhändler, die Karte ist dann auch für Lastschriftverfahren gesperrt.
Seit dem vergangenen Jahr gibt es den Straftatbestand des Stalking, was auf Deutsch das massive Nachstellen von Personen bedeutet. Die Opfer in den rund 4500 Fällen sind zu 82 Prozent weiblich, die Täter zumeist männlich. Neun von zehn wurden gefasst.