Interview: Dirk Bach über seine neue Sketchshow
Dirk Bach spricht über seine Lust am Provozieren und erklärt, warum er die „Dschungelshow“ nicht für Volksverdummung hält.
Herr Bach, Sketchshows gibt es im Fernsehen viele, was ist an "Einfach Bach" neuartig?
Dirk Bach: Neuartig ist sie eigentlich nicht, sondern im Gegenteil ein sehr typisches Sketchcomedy-Format. Wir versuchen, so viele Figuren wie möglich zu spielen und in 30 Minuten so viele kleine Sketche wie möglich zu erzählen.
Ist die Zeit wieder reif für ganz klassischen TV-Humor?
Bach: Für diese Art der Comedy ist die Zeit immer reif, und Anke Engelke in "Ladykracher" oder die Kollegen von "Switch" zeigen ja, wie man aus klassischen Ideen die wunderbarsten neuen Geschichten machen kann. Für "Einfach Bach" haben wir 80 verschiedene Figuren entwickelt. Wir haben eine Mutter, die ihr pubertierendes Kind nervt, weil sie ständig auf Partys geht, Jesus kommt drin vor, und Hitler begegnet Bruce Darnell. Uns ist nichts heilig.
Kleine Tabubrüche, mit denen Sie anecken und so auf sich aufmerksam machen wollen?
Bach: Das Schlimmste ist doch, wenn die Leute hinterher sagen: "Naja, war ganz nett." Es soll nicht allen gefallen, wir erhoffen uns widersprüchliche Reaktionen, Zuspruch und Ablehnung. Hauptsache, es bewegt die Leute auf irgendeine Art.
Auf Ablehnung stießen Sie kürzlich auch mit der Aussage, Sendungen wie "Deutschland sucht den Superstar" seien Volksverdummung, die von Ihnen moderierte Dschungelshow "Ich bin ein Star, holt mich hier raus" aber nicht. Das ist doch nicht Ihr Ernst?
Bach: Doch. Diese Art von Sendungen wie "DSDS", in denen man arglosen Jugendlichen vorgaukelt, sie werden Stars, und drei Monate später finden sie sich bei Aldi an der Kasse wieder, finde ich unmöglich. "Ich bin ein Star" ist dagegen keine Volksverdummung, sondern eine sehr ironische, satirische Sendung. Da begeben sich professionelle Unterhaltungskünstler für maximal zwei Wochen in den Dschungel. Ich weiß nicht, was daran volksverdummend sein könnte. Ich finde es sehr vergnüglich, und zwar dem Medium, den Teilnehmern und auch uns Moderatoren gegenüber. Ich glaube auch wirklich, dass die Zuschauer sehr genau differenzieren. Ich glaube nicht an ein verblödetes Publikum.
In "DSDS" werden die Kandidaten zur Schnecke gemacht, bei Ihnen essen sie ekliges Zeug - hier wie da müssen die Teilnehmer ihren Stolz am Eingang abgeben.
Bach: Aber den geben sie in "Ich bin ein Star" selber ab, niemand wird dazu gezwungen. Was ich bislang allerdings auch nicht so richtig ergründet habe ist, warum bisher keiner außer Julia Biedermann die Dschungelprüfung verweigert hat. Wobei der Stolz ja auch nicht unbedingt dann abgegeben wird, wenn man etwas macht - es kommt auch darauf an, wie man es tut.
Schauen Sie Trash-Fernsehen?
Bach: Ich schaue querbeet, unter anderem politische Sendungen, die man natürlich vor allem bei den Öffentlich-Rechtlichen findet, weil sie einen Bildungsauftrag haben. Auch wenn sie sich zunehmend schwer tun, den zu erfüllen, weil sie auch nur noch nach den Quoten schielen. Eine Sendung, die ich immer sehe, ist die "Lindenstraße". Da verpasse ich keine Folge. Und kürzlich habe ich eine Realitysendung gesehen, wo schwierige Teenager nach Afrika verschifft wurden und eine Woche bei Gasteltern verbringen mussten, um geläutert zu werden. Über so etwas kann ich lachen. Die Hassliebe zum Fernsehen muss ja gefüttert werden.