Interview: „Ich bin laut und dick wie Tracy“
Maite Kelly, zuletzt „Vollzeit-Mama“, spielt den pummeligen Teenager Tracy im Musical „Hairspray“.
Frau Kelly, wie fühlen Sie sich in der Musical-Rolle?
Kelly: Tracy - das ist meine Geschichte. Wäre ich in den 50er oder 60er-Jahren geboren, dann wäre ich jetzt Tracy.
Kelly: Ich bin in einer tanzenden und singenden Familie groß geworden, mit allen positiven und negativen Seiten. Tracy ist wie ich - temperamentvoll, haarig und intensiv. Ich glaube, dass ich die Rolle vor allem deshalb bekommen habe, weil ich so emotional bin.
Kelly: Ich habe kein bisschen nach hinten gegriffen. Ich musste Tracy neu entdecken, ich konnte nicht wieder die alte Maite hervorholen. Auch wenn sie in John Waters’ Film 1988 der erste Pop-Teenie-Star war, der dick war. Ich bin auch laut und dick wie Tracy, aber sie geht zwei, drei Schritte weiter. Sie hat ein großes Herz, mit dem sie die ganze Welt ändern möchte.
Kelly: Beim Casting waren alle eher kräftig gebaut. Nur dass sie im Schnitt so um die 20 waren - also zehn Jahre jünger als ich. Da macht man sich schon Gedanken. Ich hatte ein paar Jahre Pause hinter mir, habe eine Familie gegründet, war Vollzeit-Mama. Aber ich habe immer noch ein Babygesicht. Das ist auch ein Vorteil, wenn man mit fast 30 einen Teenager spielt.
Kelly: Ich wusste, dass es hart wird und körperlich anstrengend. Besonders mit den Leuten vom Broadway, die uns coachen und trainieren. Aber ich wusste auch, dass es für mich eine Lebensschule wird, die mich wachsen lässt, als Künstlerin ebenso wie als Mensch. Ich sitze hier voller Demut - aber ich habe sooo einen Schiss vor der Premiere!
Kelly: Ich habe keine Ahnung, was ich da tue. Aber Matt, unser Regisseur, ist unglaublich. Ich höre einfach zu, ich sauge alles ein. Ich versuche, meinen Text so zu lernen, dass ich ihn kann, ohne darüber nachzudenken. Ich versuche, die Rolle nicht zu spielen, sondern zu leben.
Kelly: Das ist schon ein therapeutischer Prozess. Das wäre schade, wenn ich das nicht mitnehmen würde. Tracy hilft mir aufzublühen.
Kelly: Es war fast wie ein Zeichen des Himmels, dass in diesem Moment alles perfekt gepasst hat. Mein Mann hat sich selbstständig gemacht, wir sind in ein neues Haus gezogen und haben eine wunderbare Haushaltshilfe gefunden. Vielleicht hört sich das komisch an, aber ich hatte vorher schon so ein Gefühl: "Irgendwas ruft mich raus - zurück in den Dschungel."