Interview mit Schauspieler Wolfgang Stumph: „Wir Sachsen, wir sind helle“
Publikumsliebling Wolfgang Stumph über seinen letzten Auftritt als Kommissar Stubbe, seine Rückkehr in die Heimat und neue TV-Projekte.
Berlin. Nach fast 20 Jahren ist Schluss: Kommissar Wilfried Stubbe löst seinen 50. und letzten Fall. Der von Publikumsliebling Wolfgang Stumph gespielte ZDF-Ermittler mit dem scharfen Verstand und dem großen Herzen begeisterte seit 1995 die Fans. In der Abschiedsfolge bekommt es Stubbe mit dem rätselhaften Mord an einer Rollstuhlfahrerin zu tun, die beim Basketballtraining mit ihrer Behindertensportgruppe zusammenbricht.
Herr Stumph, Stubbe löst seinen letzten Fall. Stimmt Sie das traurig?
Wolfgang Stumph: Ja, das kommt so langsam in mir hoch. Der Abschied vom Team ist mir schwergefallen, und diese leichte Melancholie merkt man der letzten Folge glaube ich auch an. Da kommt schon Wehmut auf, aber ich wollte es ja nicht anders.
Warum haben Sie Stubbe keinen spektakulären Abgang gegönnt?
Stumph: Ach, so ein effekthascherisches Finale hätte doch gar nicht zu ihm gepasst. Wir haben nie rumgeballert, ich habe nie eine Pistole abgefeuert. Die Autoren und ich sind auch in der letzen Folge dem Lebensgefühl treu geblieben, das wir immer mit der Reihe transportiert haben. Das ist schon richtig so, wie es ist: Stubbe gibt seine Pistole und seinen Dienstausweis ab und geht in den Ruhestand, wie sich das gehört.
Die letzte Szene führt den Sachsen Stubbe von Hamburg zurück in seine und Ihre Heimatstadt Dresden. . .
Stumph: Damals haben wir an dieser Stelle gedreht, und 20 Jahre später landet Stubbe wieder da, wobei wir ja offen lassen, ob er auch in Dresden bleiben wird. Ist doch schön, da schließt sich der Kreis. Das wollte ich auch so, und da ich an der Entwicklung der Figur immer beteiligt war, haben die Autoren es auch so geschrieben. Das hat natürlich was mit Heimatgefühl zu tun.
Warum geben Sie eine so erfolgreiche Reihe auf?
Stumph: Das habe ich immer so gehalten: Man soll aufhören, wenn’s am Schönsten ist. Sonst hätte ich auch einen dritten Teil von „Go Trabi Go“ drehen können. Aber nichts da: Man darf ein erfolgreiches Pferd nicht totreiten.
Haben Sie allein entschieden, dass Schluss ist?
Stumph: Ich habe das allein entschieden, weil es meine Rolle war.
Was macht denn einen Sachsen aus?
Stumph: In Sachen Fleiß und Cleverness ähnelt er den Schwaben. Er ist gewitzt und nahe dran an Figuren wie dem braven Soldaten Schwejk oder an Karl Valentin, immer so von hinten durch die Brust ins Auge. Das sagt schon so ein Spruch wie: „Wir Sachsen, wir sind helle, das weeß die ganze Welt. Und sind wir mal nicht helle, dann ham wer uns verstellt.“
Gehen Sie wie Stubbe in den Ruhestand oder arbeiten Sie weiter?
Stumph: Ich bleibe unruhig und kreativ, werde weiter Filme drehen und möchte die Zeit, die ich durch den Wegfall der Stubbe-Reihe gewinne, gerne in Einzelprojekte stecken. Das nächste ist ein Film, zu dem die Dreharbeiten im Mai beginnen sollen. Es geht um einen Mann namens Stein, der in den Ruhestand geschickt wird, obwohl er nicht will.