Jäger erschießt Ex-Mann seiner Ehefrau und sich selbst
Ingolstadt (dpa) - Ein Sportschütze hat in Ingolstadt zunächst den Ex-Mann seiner Ehefrau und dann sich selbst auf einer Polizeiwache getötet. Der Täter erschoss den 48-Jährigen in dessen Haus mit einer Pistole.
Danach brachte er sich iem Polizeigebäude mit einem großkalibrigen Revolver um - vor den Augen von zwei Beamten.
Er war laut den bayerischen Ermittlern gewaltsam in das Gebäude eingedrungen. Zum Tatmotiv war bis Montagabend nichts bekannt. Kurz vor den Bluttaten hatte der 43 Jahre alte Jäger vor einer ihm bekannten Frau in den Boden geschossen. Die Ermittler stellten bei ihm und in seiner Wohnung 20 Schusswaffen sicher, darunter 15 Gewehre.
Der zuletzt bei einer Sicherheitsfirma beschäftigte gelernte Elektroniker besaß die Waffen - auch die beiden Tatwaffen - nach den Erkenntnissen der Kripo rechtmäßig.
Nach den bisherigen Ermittlungen spielten sich die Taten so ab: In der Abenddämmerung tauchte der 43-Jährige mit Revolver und Pistole bewaffnet in seinem Heimatort Großmehring vor der Wohnung einer Frau auf. Unmittelbar vor der 37-Jährigen schoss er in den Boden. Das Opfer erlitt einen Schock. Die Frau ist die Mutter einer Jugendlichen mit einem Bezug zu dem Schützen: Wegen sexueller Belästigung des Teenagers hatte der Mann vor Gericht gestanden. Er wurde vom Vorwurf der sexuellen Belästigung aber freigesprochen.
Nach der Tat fuhr der passionierte Jäger laut den Ermittlungen in einem Kleinbus ins wenige Kilometer entferte Ingolstadt zum Haus des Ex-Mannes seiner Frau, wie Polizeisprecher Hans-Peter Kammerer der Nachrichtenagentur dpa sagte. Im Haus traf er gegen 19.00 Uhr auf sein Opfer, er feuerte mehrere Schüsse auf ihn ab. Tödlich getroffen sank der 48-Jährige zu Boden. Die neue Frau des Mannes, die ebenfalls anwesend war, verschonte der Schütze. Sie musste aber mitansehen, wie ihr Mann stirbt.
Schließlich fuhr der 43-Jährige den Angaben zufolge zum Polizeigebäude in der Innenstadt - noch während die Polizei zum zweiten Tatort unterwegs war. Dort feuerte er einen Schuss auf die Zugangstür zum Treppenhaus der Inspektion ab. Als ihn zwei Beamte aufforderten, seine Waffe fallen zu lassen, schoss sich der Mann mit dem großkalibrigen Revolver eine Kugel in den Kopf. Kammerer schloss am Montag nicht aus, dass der Mann es darauf abgesehen haben könnte, von den Polizisten erschossen zu werden.
Das Tatmotiv war zunächst weiter unklar. Vor allem der Freispruch des Mannes in dem Prozess wegen sexueller Belästigung passt so gar nicht zum Geschehen vom Sonntagabend, zumindest nicht zu dem Mord am Ex-Mann der Ehefrau und zum Selbstmord. Schließlich war der 43-Jährige vom Gericht rehabilitiert worden. „Es ist ein Rätsel, warum sich der Täter gerade dieses Opfer ausgesucht hat“, sagte der Polizeisprecher. Die frühere Frau des Erschossenen hatte er bereits vor Jahren geheiratet. In seinem Haus sei nichts gefunden worden, was Rückschlüsse auf die Tat zulässt. Auch war er zuvor nie durch Delikte mit Waffen aufgefallen. Die Staatsanwaltschaft ordnete die Obduktion der beiden Leichen an.
Die Tat in Ingolstadt wirft indessen erneut die Frage nach den Sicherheitsvorkehrungen in Polizeigebäuden auf. Immerhin gelang es dem Todesschützen, ins Innere des Gebäudekomplexes zu gelangen. Anfang Juni hatten Polizisten in der Inspektion im bayerischen Starnberg einen 73 Jahre alten Mann erschossen, der mit einem Küchenmesser auf sie losgegangen war.
Ingolstadt wird seit Wochen von einer Welle an Gewaltverbrechen erschüttert. Mitte September wurde ein junger Obdachloser erschlagen. Ein 18 Jahre alter Wohnsitzloser sitzt unter dringendem Tatverdacht in Untersuchungshaft. Nur eine Woche zuvor war ein 50-Jähriger auf offener Straße erschossen worden. Der mutmaßliche Täter, ein 45-Jähriger, machte Notwehr geltend. Mitte August hielt ein Stalker im Ingolstädter Rathaus drei Menschen stundenlang als Geiseln fest - bis ein Polizei-Spezialkommando den Mann überwältigen konnte.