Janina Hartwig ist erfolgreich unter der Haube
Sie spielt die beherzte Nonne Hanna in der ARD – und muss auch unter Kollegen mal beschwichtigen.
München. Manchmal guckt Janina Hartwig ein bisschen neidisch. Wenn sie mal wieder in einer Ballettaufführung gewesen ist und später auf der Straße den jungen Tänzerinnen begegnet: "Unter Tausenden erkenne ich sie an ihrem Gang." Dann denkt die 47-Jährige daran, dass sie ja auch mal Ballerina werden wollte, genau wie ihre Mutter. Mittlerweile mag es ein kleiner Trost sein, dass sie dann aber schon längst die Altersgrenze erreicht hätte.
Das ist bei der Schauspielerei erfreulicherweise anders. Da warten noch viele Berufsjahre auf sie. Einige davon ganz sicher als Schwester Hanna im Dauerbrenner "Um Himmels Willen", mit sieben Millionen Zuschauern die derzeit erfolgreichste ARD-Serie.
Heute startet bereits die dritte Staffel mit Janina Hartwig, die als Ordensschwester Hanna mit stets ungebrochenem Frohsinn die Probleme dieser Welt angeht. Vor zwei Jahren hat sie das Risiko auf sich genommen, in dieser Rolle die Nachfolge der populären Jutta Speidel anzutreten.
Aber sie hält sich ebenso wenig wie ihre Schwester Hanna mit bangen Zweifeln auf: "Ich mache es einfach so gut ich kann." Das hat sie schon so gehalten, als sie zu DDR-Zeiten am Dresdner Staatsschauspiel anfing, als Küken im Ensemble. Nach zehn Jahren fand sie es höchste Zeit zu gehen, "sonst ist man noch mit 60 das Küken".
Inzwischen war auch die Wende da, sie wagte quasi den Sprung ins kalte Isar-Wasser und ging nach München: "Alles war neu für mich, Geld, das ganze Sozialsystem - was wusste ich, was eine Krankenversicherung ist?"
Aber Mut wird manchmal mit Glück belohnt. Der Kollege Günter Strack sah sie in einer Shakespeare-Rolle bei den Wunsiedeler Festspielen und holte sie gleich als Hannelore-Elsner-Nachfolgerin in seine Pfarrer-Serie "Mit Leib und Seele".
Hartwig ist von Hause aus eher freigeistig, bekommt es aber beruflich immer wieder mit der Geistlichkeit zu tun. Sie selber könne keine Nonne sein, sagt sie: "Ich bin ja nicht einmal katholisch." Aber sie habe großen Respekt für alle, die dieser Berufung folgen.
Gerührt las sie kürzlich den Brief einer Zuschauerin, die gern einem Orden beitreten wollte, "um dort eine Nonne zu sein wie die Hanna". Da wurde der Darstellerin fast bange vor der Verantwortung als Sympathie-Trägerin in einer populären Serie.
Verantwortung hat sie nicht nur vor der Kamera, sondern auch dahinter: "Wir, also das ganze Team, hocken pro Staffel ein Dreivierteljahr aufeinander. Da wird man sozusagen eine Art Familie." Und wie in jeder Familie gibt es mal Zwistigkeiten, Streit, Missverständnisse. Auch dann ist die Hauptdarstellerin gefordert, muss beschwichtigen, versöhnen, ausgleichen.
Janina Hartwig scheint das nicht schwer zu fallen, schon weil sie zwischen Beruf und Privatleben recht genau unterscheidet. Sie ist keine Besessene, die 24 Stunden am Tag die Schwester Hanna ist. Hat sie erst die Haube abgenommen ("schön warm im Winter, ganz schön heiß im Sommer"), ist sie wieder die Frau, die gern in den Bergen kraxelt, leidenschaftlich gern Ski fährt, mit ihrem Mann Michael auch über religiöse Fragen diskutiert und lächelt, wenn ihr vierjähriger Sohn verkündet: "Meine Mutter ist im Fernsehen Nonne."
ARD, heute um 20.15 Uhr: "Um Himmels Willen"