Ken Duken: Nur im Film ist er der wilde Mann

Porträt: Ken Duken spielt in dem ZDF-Vierteiler „Krieg und Frieden“ und stellt sich zu Hause gern an den Herd.

Hamburg. Gerade 28, aber schon 45 Filme und jede Menge Theater hinter sich: "Ich bin jeden Tag unglücklich, an dem ich nicht spielen darf", sagt der Schauspieler Ken Duken mit einem Jungenlachen. Er findet dieses Schicksal aber doch eher schön als tragisch. Zumal es ihm bisher an Rollen nicht gemangelt hat.

Mal ist er wie in Miguel Alexandres "Gran Paradiso" ein Gelähmter im Rollstuhl gewesen, mal war er unter dem gleichen Regisseur der Pirat Klaus Störtebeker. Er mischte auch schon im orientalischen Prachtkostüm bei "Ali Baba und die vierzig Räuber" mit. Dort durfte er komisch sein, nun kommt er als schillernder Verführer Anatol Kuragin in der 26-Millionen-Euro-Verfilmung von Tolstois "Krieg und Frieden" ins ZDF.

Schon mit 16 Jahren hatte er das 1500-Seiten-Buch begeistert gelesen, ohne sich im Namensgestrüpp des Mammut-Epos’ zu verlieren: "Ich habe mir zu den Namen Gesichter ausgedacht. Dann ging das ganz gut." Er sah auch die amerikanische Verfilmung von 1956, aber die fand er nicht so toll. Am ehesten noch den damaligen Anatol, der Audrey Hepburn als kleine Natascha beinahe verführt. Den spielte Vittorio Gassmann, dunkel, lodernd, der typische Latin Lover. Ken Duken ist anders, blonder, sonniger. Doch er hat es genossen, in dieser Rolle auch seine finsteren Seiten herauszulassen.

Denn die gibt es auch bei ihm - obwohl er nun schon sieben Jahre braver Ehemann der Kollegin Marisa Leonie Bach ist und in der Ehe, er blickt ganz ernsthaft, "so etwas wie meine Ruhe" gefunden hat: "Meine Sturm-und-Drang-Zeit hatte ich schon vorher ausgetobt, so ab sechzehn." Wozu denn auch der Konsum von siebzig Zigaretten täglich gehörte.

Die hat er sich abgewöhnt. Total. Stattdessen läuft er: "Das ist meine große Leidenschaft." Und er kocht - sein anderes Hobby, bevor er wieder in die nächste Rolle schlüpft. Solche im Kostüm sind ihm besonders lieb. Wie der Störtebeker, wie nun der Anatol. Er findet Kostümfilme auch gar nicht strapaziös: "In modernen Rollen muss ich alles aus meinem Instinkt heraus entwickeln. Hier bestimmen jedoch schon die Kostüme die ganze Haltung, den Fluss der Bewegungen." Dass es dabei oft reichlich raubeinig zugeht, gehört nun mal zum Geschäft. Er streckt die Hände vor: Ein paar Narben zeugen noch von den Schwertkämpfen im Störtebeker-Film.

Ob er in solchen Zeiten gelebt haben möchte? Das wohl kaum: "Allein die hygienischen Verhältnisse damals wären wohl ein sehr erhebliches Problem gewesen. Die Menschen damals, die kannten es ja nicht anders."

Mal lieb, mal fies oder beides in einem wie der Anatol. Zwischendurch erholt er sich eben am Küchenherd. Schwingt den Löffel und spricht vom "Krieg und Frieden"-Drehort Litauen: Der ewige Regen dort sei schrecklich, dafür aber die dortigen Pilzgerichte ganz köstlich.

Persönlich Ken Duken wurde am 17. April 1979 als Sohn der Schauspielerin Christina Loeb und eines Arztes in Heidelberg geboren. Er ist seit 2000 mit der Schauspielerin Marisa Leonie Bach verheiratet.

Beruflich Er spielte in zahlreichen, auch internationalen Produktionen wie "Schlaraffenland", "Störtebeker", "Im Visier des Bösen" und der ZDF-Krimireihe "Nachtschicht". 2005 wurde er als bester Darsteller mit dem Adolf Grimme-Preis für "Kiss and Run" ausgezeichnet.