Kevin: Sozialarbeiter angeklagt
Schlamperei und Ignoranz? Vormund und Sachbearbeiter vom Jugendamt Bremen sollen Mitschuld am Tod des Jungen haben.
Bremen. Irgendwann im Mai 2006 musste der zweijährige Kevin aus Bremen sterben. Wann genau, weiß nur sein Mörder, und das soll, so die Staatsanwaltschaft, Ziehvater Bernd K. sein. Gegen ihn wird seit Ende Oktober wegen Mordes verhandelt.
Nach anderthalb Jahren der Ermittlung ziehen die Staatsanwälte einen erschreckenden Schluss: "Zum Tod des Kindes konnte es nur kommen, weil die Angeschuldigten es versäumt hatten, das Kind in staatliche Obhut zu nehmen." Es habe "schwerwiegede Alarmzeichen" gegeben, die beide Männer missachtet hätten.
Im Folgenden listen die Strafverfolger eine Schlamperei nach der andere auf. Im Grunde geben sie die Worte eines Sonderermittlers des Bremer Senats vom November 2006 wieder: Regelmäßige Hausbesuche habe es nicht gegeben, Strafanzeigen, Mitteilungen der Polizei und Anfragen der Staatsanwaltsschaft habe man "hinhaltend bis nichtssagend" beantwortet, hieß es damals.
Das war im Mai 2006. Erst am 10.Oktober fand man Kevins Leiche, in Plastik gewickelt, im Kühlschrank. Monate waren dazwischen vergangen. Kevins Akte schlummerte derweil beim Jugendamt.
Fälle betreuen die beiden Sozialarbeiter nicht mehr. Kevins damaliger Vormund Bert K. ist mittlerweile in Rente, heißt es aus dem Bremer Sozialsenat. Sachbearbeiter Günther J. sei schon seit längerem krankgeschrieben. Disziplinarverfahren wolle man deshalb zunächst nicht eröffnen.