Mein Vater gab mir nur einen Rat
Christopher Buchholz hat sich vom großen Schatten seines Vaters Horst nie beeindrucken lassen.
<strong>Hamburg. Genau eine Stunde hat Christopher Buchholz jeden Morgen Zeit, sich in ein Monstrum zu verwandeln. Entzückt sieht er dann das eigene Spiegelbild, schön scheußlich mit fürchterlichen Narben im Gesicht. So zieht er in den beiden neuen "Commissario Laurenti"-Folgen (ARD, 20. Dezember und am 4.Januar jeweils um 20.15 Uhr) als Überschurke Drakic die Fäden im Hintergrund.
"Der Name klingt ja ein bisschen nach Dracula", lacht der 45-Jährige. Er hat es mit den Bösewichtern, "besonders, wenn sie unverhofft ihre weiche, weibliche Seite zeigen". Aber festlegen will er sich nicht, auch nicht um den Preis der großen Karriere: "Dazu müsste ich dauerhaft in einem bestimmten Land leben, dort mein fest umrissenes Image haben."
Ob diese Dokumentation auch ein Akt persönlicher Befreiung war, lässt er offen. Jedenfalls ist er selbst einen eigenen Weg gegangen, persönlich wie künstlerisch. Wobei er zunächst "alles nur Mögliche, nur nicht Schauspieler" werden wollte. Das ergab sich eher zufällig während seiner Studentenjahre in Los Angeles, als er mehr aus Spaß an einem Tanzkurs teilnahm: "Ich fand mich fürchterlich, aber andere fanden mich ganz gut."
Die ersten Rollen stellten sich ein. Mutter Miriam Bru, die wegen der Ehe mit dem Vater die eigene Schauspielkarriere aufgab und heute eine erfolgreiche Künstleragentur in Paris leitet, nickte dazu. Und der Vater mischte sich nicht groß ein: "Eigentlich hat er mir nur einen Rat mitgegeben: Du brauchst für diesen Beruf Energie, viel Energie, wie ich sie hatte."
Einmal haben Vater und Sohn sogar gemeinsam auf der Bühne gestanden. 1991 spielten sie in Wien am English Theatre in der Komödie "I hate Hamlet". Darin kommt der Geist eines großen alten Shakespeare-Darstellers einem jungen Kollegen nächtens zu Hilfe. Der "richtige" Hamlet hätte auch Traumrolle von Horst Buchholz sein können.
Persönlich Christopher Buchholz wurde am 4.Februar 1962 in Los Angeles geboren, aufgewachsen ist er in der Schweiz. Dort lebt er auch heute mit seiner Frau, der Regisseurin Sandra Hacker, und der gemeinsamen Tochter.
Beruflich In Deutschland fiel er erstmals in der ZDF-Serie "Das Erbe der Guldenburgs" auf. Meist dreht er in Frankreich, Italien oder den USA, in Deutschland war er zuletzt im Kinofilm "Luther" sowie im ARD-Film "Stauffenberg" zu sehen.