Skandal um Heimkinder in Gelsenkirchen Kinderschutzfunktionär lässt Amt ruhen
Die Querelen um die Vermittlung Gelsenkirchener Heimkinder nach Ungarn ziehen weiter Kreise. Nun ist auch der örtliche Kinderschutzbund betroffen.
Gelsenkirchen (dpa). Die umstrittene Vermittlung von Heimkindern von Gelsenkirchen nach Ungarn sorgt nun auch beim Kinderschutzbund für personelle Konsequenzen. Der Vize-Vorsitzende des Ortsverbandes Gelsenkirchen, der gleichzeitig stellvertretender Jugendamtsleiter war, lasse sein Amt vorerst ruhen, erklärte Geschäftsführer Friedhelm Güthoff am Donnerstag.
Bereits zuvor hatte die St. Augustinus Heime GmbH die Leiterin der Jugendhilfeeinrichtung St. Josef von ihren Aufgaben entbunden. Sie soll nach Aussage eines Sprechers der St. Augustinus Heime aktiv für eine Unterbringung von Kindern in einem Haus der Firma „Neustart“ in Ungarn geworben haben. Auf einem Info-Flyer der Firma „Neustart“ werde St. Josef als deutscher Kooperationspartner bezeichnet.
Diese Firma wurde von dem Leiter des Jugendamtes sowie seinem Stellvertreter und Kinderschutzbund-Funktionär im Jahr 2008 ins Leben gerufen. Die beiden Männer wurden bereits vom Dienst freigestellt. Laut ARD-Magazin „Monitor“ sollen sie für eine Überbelegung von St. Josef gesorgt haben, von wo aus dann Kinder zu „Neustart“ geschickt wurden. Außerdem sollen sie die Firma nur gegründet haben, um sich an ihr finanziell zu bereichern. Beide bestreiten diese Vorwürfe.
In einem anderen Fall eines Jungen aus Dorsten kündigte die Stadtverwaltung an, dass sie verstärkt vor Ort bei Einrichtungen im Ausland kontrollieren wolle. „Wir werden in Stichproben oder nach Hinweisen die Unterbringung und Betreuung von Kindern und Jugendlichen überprüfen“, sagte Ludger Böhne, Sprecher der Stadt. „Monitor“ hatte berichtet, der Junge werde kaum betreut und unterrichtet.
Die Staatsanwaltschaft Essen hat mittlerweile in dem Fall Ermittlungen aufgenommen. Grund dafür ist nach den Worten von Sprecher Rainer Kock, dass eine Anzeige gegen Unbekannt eingegangen sei. Die Ermittlungen richteten sich bislang nicht gegen eine bestimmte Person oder Institution.