Klinik-Skandal: Landesregierung unter Druck
Der Betrieb im Wegberger Krankenhaus läuft weiter, obwohl ein neues Gutachten die Ärzte schwer belastet. Nun wächst die Kritik.
Düsseldorf. Der Skandal um tödliche Behandlungsfehler an der Wegberger St. Antonius-Klinik wird zum Politikum. Nachdem Dienstag ein neues Gutachten Ärzte der Klinik schwer belastet hatte, attackierten die Grünen gestern das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium. Es sei ein Unding, dass der unter Verdacht stehende ehemalige Chefarzt weiterhin als Geschäftsführer fungiere und Vorgesetzter von Ärzten sei, sagte Grünen-Fraktionsvize Reiner Priggen unserer Zeitung. Sechs Menschen sollen in der privaten Klinik nach schweren Behandlungsfehlern gestorben sein. Mit Blick auf die Landesregierung sagte Priggen: "Es kann nicht sein, dass man die Hände in Unschuld wäscht und sich hinter Paragraphen versteckt." Die Landesregierung müsse der Klinik gemeinsam mit den Krankenkassen die wirtschaftliche Basis entziehen. Das Gesundheitsministerium wies das zurück. Die Landesregierung habe keine rechtliche Handhabe: "Wir können der Klinikleitung nicht einfach die Tür vor der Nase zuschlagen", sagte ein Sprecher. Allerdings sei die Überwachung durch die Bezirksregierung Köln und die Gesundheitsämter verstärkt worden. Um das Unternehmen vom Krankenhausplan des Landes zu nehmen, habe das Ministerium im Augenblick "zu wenig in der Hand". Sollte dies künftig geschehen, müssten die Kassen nicht mehr für Behandlungen in der Klinik bezahlen.
Das Land könne immer nur gegen einzelne Personen vorgehen, nicht aber gegen ein Krankenhaus, sagte der Sprecher. Dem Chefarzt wurde bereits im Frühjahr die ärztliche Zulassung entzogen. Gegen zehn weitere unter dem Verdacht stehende Mediziner prüft die Bezirksregierung den Entzug der Approbation.