Knut verlässt Berlin - Zoo-Poker um weitere "Karriere" des Eisbären
Berlin. Berlin wird seinen Star-Eisbären Knut verlieren. Im nächsten Jahr oder spätestens 2010 wird Knut seinen Heimatzoo verlassen, in dem er am Freitag, 5. Dezember, seinen zweiten Geburtstag feiert.
Zwischen Weihnachten und Ostern soll über die Zukunft des Publikumslieblings entschieden werden. "Heiligabend verbringt Knut in Berlin, Ostern wäre ich mir nicht so sicher", sagt Peter Drüwa, Direktor des Tierparks Neumünster, der die Knut-Rechte besitzt, der Deutschen Presse-Agentur dpa.
Der Zoo-Poker um seine weitere "Karriere" und auch die mögliche Partnerschaft mit der hübschen Eisbärin Lara im Zoo von Gelsenkirchen - all das lässt Knut kalt. Der mehr als 200 Kilo stramme Bursche ist längst dem Knuddel-Alter entwachsen und zeigt sich täglich für sein Publikum in Hochform.
Mehr als fünf Millionen Menschen haben ihn seit der Weltpremiere am 23. März 2007 besucht. Das aktuelle Lieblings- Fotomotiv bietet Knut seinen Fans, wenn er sich zur vollen Größe von bald 2,50 Meter aufrichtet, das Maul aufreißt und lässig die ihm vom Tierpfleger zugeworfenen französischen Buttercroissants und süße Weintrauben fängt und verdrückt.
Zum zweiten Geburtstag am Freitag wird er allerdings keine Extra- Gemüsetorte im Eisblock wie im vergangenen Jahr bekommen. "Wir planen diesmal nichts, es ist ein Tag wie jeder andere", sagt der für die Bärenbetreuung zuständige Zoo-Biologie Heiner Klös. Auch so ein schönes Spielzeug wie die vor einem Jahr schnell zerbissene Holzkerze wird es nicht geben. "Wir wollen Normalität", betont Klös.
Den überraschenden Tod seines Ziehvaters Thomas Dörflein am 22. September hat Knut offenbar gut verkraftet. "Knut kann nicht trauern, und er sucht auch nicht mehr nach Tierpfleger Dörflein", sagt Klös. Wenn Knut nun zu Artgenossinnen in einen anderen Zoo in Deutschland oder Europa wechselt - auch aus Schweden gibt es Anfragen - wäre eine Art Vermächtnis von Dörflein erfüllt:
"Ich wünsche Knut, dass er außerhalb Berlins in einen schönen Zoo kommt, wo er mit seinesgleichen umgehen kann, vielleicht Kinder zeugt. Er soll die enge Bindung zum Menschen verlieren und Eisbär sein", hatte Dörflein in einem dpa-Interview seine Vision von Knuts Zukunft beschrieben.
Genau das will auch Neumünsters Zoo-Chef Drüwa erreichen. Sein Tierpark hält die Besitzrechte an Knut, dessen Vater Lars von dort stammt. "Wir dürfen und werden deshalb allein darüber entscheiden, wohin Knut kommt", sagt Drüwa.
Ob Neumünster auch Anteile aus den bisher mehr als 5 Millionen Euro Gewinn des Souvenir- und Ticketverkaufs rund um Knut zustehen, wird im Mai 2009 juristisch geklärt. "Das muss das Gericht entscheiden, das ist ganz unabhängig von der Entscheidung über Knuts neue Heimat", sagt Drüwa.