Kraftwerk Neurath Trauerfeier: „Wir fragen nach dem Sinn“
Mehr als 800 Angehörige und Kollegen nehmen Abschied von den Opfern des Unfalls am Kraftwerk Neurath.
<strong>Grevenbroich. Vorn, am Bühnenrand des Saals, stehen überlebensgroß die Fotos der drei jungen Männer. Die Rahmen sind verziert mit Trauerbändern und Blumengestecken. Petro Lindorsky lächelt ein wenig schüchtern und ein wenig stolz auf dem Foto; der Tscheche trägt einen gelben Sicherheitshelm und darunter den Overall der Leihfirma, bei der er beschäftigt war. Daneben die Gesichter der Brüder Jaroslav und Patrik Vykoupil aus der Slowakei: auch sie mit Helm und Sicherheitskleidung. Jaroslavs Blick verrät Tatendrang, Patrik lacht fröhlich in die Kamera.
Im Sommer blickten sie vor der ersten Schicht stolz ins Objektiv des Fotoapparats, stolz, einen Job auf Europas größter Baustelle am Braunkohlekraftwerk Neurath gefunden zu haben. Eine Arbeit zwischen Himmel und Erde. Doch dann geschah am Nachmittag des 25. Oktober das Unfassbare: Das Gerüst, auf dem die Monteure in fast 170 Metern Höhe arbeiteten, brach zusammen.
Die Mütter, Väter, Geschwister und Lebenspartnerinnen der drei Verunglückten blicken während der Trauerfeier in Grevenbroich-Frimmersdorf direkt und aus unmittelbarer Nähe auf die Fotos. Die Erinnerung ist für sie kaum zu ertragen, immer wieder werden sie von Weinkrämpfen geschüttelt. Hinter ihnen trauern hunderte Kollegen, Vertreter von RWE und den Subunternehmen.
Gutachter: Bei der Suche nach den Ursachen des Unglücks auf der RWE-Baustelle in Neurath, bei dem drei Menschen ums Leben kamen und fünf weitere schwer verletzt wurden, tappen die Ermittler immer noch im Dunkeln. Mittlerweile sind vier Gutachter mit der Ursachenforschung beauftragt, darunter ein Experte für Steuerungselektronik und ein Materialkundler.
Ermittler: Zuständiger Dezernent ist der Mönchengladbacher Oberstaatsanwalt Lothar Schroeter. Zum Fortschritt der Ermittlungen sagte er unserer Zeitung gestern: "Wir sind derzeit immer noch im Bereich Bestandsaufnahme und Materialsammlung - auch im wörtlichen Sinne." Ein Ende der Ermittlungen sei derzeit nicht absehbar: "Das wird sicherlich noch geraume Zeit dauern."
Laborarbeit: Demnächst werden einzelne Trümmerteile und Bruchstücke abtransportiert und dann in Speziallabors untersucht. hk