Kunstberater Achenbach gesteht Vorwürfe teilweise ein
Essen (dpa) - Der wegen Millionenbetrugs an reichen Kunden angeklagte Düsseldorfer Kunstberater Helge Achenbach hat unter Tränen ein Teilgeständnis abgelegt.
Er habe bei einigen Kunstverkäufen an den Milliardär und Aldi-Erben Berthold Albrecht „unberechtigte Aufschläge“ vorgenommen und Rechnungen eigenhändig verändert, sagte Achenbach (62) am Montag vor dem Landgericht Essen. Bei den Oldtimer-Verkäufen habe er seinen Duzfreund Albrecht, der 2012 starb, aber nicht getäuscht, betonte Achenbach. Diese Aufschläge seien Albrecht bekannt gewesen.
Der Vorsitzende Richter Johannes Hidding unterbrach die Verhandlung kurzfristig für eine Pause, als Achenbachs Stimme stockte. „Es ist unverzeihlich, dass in mehreren Fällen das von Berthold Albrecht in mich gesetzte Vertrauen nicht gerechtfertigt war“, sagte Achenbach am Ende seiner rund einstündigen Erklärung. „Das war ein sehr großer Fehler von mir, über den ich viel nachgedacht habe und der mich sehr belastet.“ Er entschuldigte sich bei Albrechts Erben und Familie sowie auch bei seiner eigenen Familie. „Sie hat in den letzten Monaten sehr gelitten, was ich allein zu verantworten habe.“
Mit den erhöhten Preisen für die Kunstobjekte habe er einen „wirtschaftlichen Puffer“ für Rücknahmegarantien schaffen wollen, die Albrecht versprochenen worden waren, sagte Achenbach. Außerdem habe er Geld gebraucht, weil seine Monkey's-Restaurants in Düsseldorf Verluste gemacht hätten.
Die Staatsanwaltschaft wirft Deutschlands bekanntestem Kunstberater vor, Albrecht bei 14 Kunstverkäufen und neun Oldtimergeschäften um rund 23 Millionen Euro betrogen zu haben. Außerdem soll Achenbach mit einem mitangeklagten Ex-Geschäftspartner zwei weitere schwerreiche Kunden bei Kunstverkäufen über die inzwischen aufgelöste Beratungsfirma Berenberg Art Advice getäuscht haben.
Alle seine Preise für Albrechts Kunst hätten unterhalb des Marktwertes gelegen, sagte Achenbach. Albrecht habe etwa 50 Millionen Euro in die Objekte von Picasso, Gerhard Richter, Ernst Ludwig Kirchner, Tony Cragg, Roy Lichtenstein und anderen Künstlern investiert. Nach Achenbachs Schätzung ist der Wert der Kunstwerke inzwischen auf insgesamt rund 80 Millionen Euro gestiegen.
Mit Albrecht und dessen Frau, die zu den reichsten Familien Deutschlands gehören, habe er eine Duzfreundschaft gepflegt. Die Idee zum Aufbau einer Kunstsammlung sei von Albrecht gekommen. Die Vereinbarung sei mündlich erfolgt, obwohl er Albrecht auch ein schriftliches Konzept vorgelegt habe.
Achenbach sagte, er hätte die Kunst zu Einkaufspreisen an Albrecht weiterleiten und fünf Prozent Provision kassieren sollen, „so lange nichts anderes besprochen war“. Wegen des wirtschaftlichen Risikos der Rücknahmegarantie habe er teilweise Aufschläge auf die Einkaufspreise vorgenommen. Er habe dies seinem Freund Albrecht nicht immer gesagt, um „nicht knauserig“ zu erscheinen, sagte Achenbach. „Ich weiß, dass das falsch war, ich wollte damals großzügig sein.“
Der „Sündenfall“ seien schon die ersten Geschäfte mit Bildern von Ernst Ludwig Kirchner und Oskar Kokoschka gewesen, sagte Achenbach. Er habe die Preise auf den Rechnungen eigenhändig geändert und diese „Collagen“ dann an Albrecht weitergeleitet. „Das bedauere ich sehr.“ Er habe sich letztlich aber nicht als Kommissionär verstanden, sondern als „Händler, der weiterverkauft“, sagte Achenbach. Auf mindestens einer von ihm geänderten Rechnung sei der ursprünglich niedrigere Einkaufspreis auch zu sehen gewesen.