Lebensgefährliche Wohlfühldroge
Propofol – das Medikament, dem Michael Jackson verfallen war.
Wuppertal/Los Angeles. Nach dem Tod der Pop-Legende Michael Jackson wird über Medikamentenmissbrauch des Stars als Ursache spekuliert. Seitdem die Ermittler in dessen Haus das Narkosemittel Propofol sichergestellt haben sollen, ist dieses Medikament in den Schlagzeilen.
"Das Abhängigkeitsrisiko ist hoch", sagt Thomas Cegla, Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Schmerztherapie am Sankt Josef Zentrum in Wuppertal. Propofol sei eines der sichersten Narkosemittel, das unter anderem bei Magen- und Darmspiegelungen und in der Intensivmedizin für das künstliche Koma eingesetzt werde. Aber: "Aufgrund der euphorisierenden Wirkung, den angenehmen Träumen und der Linderung von Übelkeit wird die Substanz auch als Droge missbraucht." Deshalb darf es nur von anästhesiologisch oder intensivmedizinisch erfahrenen Ärzten verabreicht werden.
Eine der denkbaren Nebenwirkungen, die auch "Jacko" zum Verhängnis geworden sein könnte: "Eine Überdosierung kann zu Atemstillstand, einer Kreislaufdepression und Herzversagen führen", erklärt der Chefarzt. Ganz gefährlich kann das Mittel in Kombination mit anderen Substanzen, wie zum Beispiel Opiaten, werden. "Es kann zu einer doppelt atemhemmenden Funktion kommen."
Jacksons Familie hatte nach dem Tod des 50-Jährigen dessen Leibarzt Conrad Murray angegriffen und will genau wissen, was er in den letzten Stunden des King of Pop getan hat. Theoretisch sei es möglich, mit dem Medikament jemanden umzubringen, so Cegla. "Wenn man eine Überdosierung hervorruft, ist das denkbar, weil man die Nebenwirkungen nicht mehr kontrollieren kann."
Auch einen Zusammenhang zwischen Jacksons Kopfverbrennung - im Internet sind Bilder von einem Unfall 1984 aufgetaucht, bei dem sich der Popstar die Kopfhaut schwer verbrannt hatte - und einem späteren Medikamentenmissbrauch könne man nicht ausschließen.
"Es ist vorstellbar, dass eine fehlerhafte Schmerztherapie damals zu einer Abhängigkeit geführt hat", sagt der Wuppertaler Schmerzexperte. "Wenn dann auch noch Stimmungsschwankungen, Appetitlosigkeit und Schlafstörungen auftreten, kommen irgendwann immer mehr Medikamente dazu - und der Weg zur Sucht ist gebahnt."